"Das "Unter Freunden" bewies bei diesem längeren Abendbesuch erneut, warum es wirklich ein Juwel in Lübecks Gastronomielandschaft ist."
Geschrieben am 08.06.2025 2025-06-08 | Aktualisiert am 08.06.2025

Montag: | Ruhetag |
Dienstag: | 17:00 - 22:00 Uhr |
Mittwoch: | 17:00 - 22:00 Uhr |
Donnerstag: | 17:00 - 22:00 Uhr |
Freitag: | 17:00 - 22:00 Uhr |
Samstag: | 17:00 - 22:00 Uhr |
Sonntag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 17:00 - 21:00 Uhr |
Warme Küche bis 21:00 Uhr An Feiertagen 11.00 - 14.00 und 17.00 - 22.00
"Umwandlung zum Senioren Treff"
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"Bester Döner"
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Der Mittagstisch hat sich heuer noch für den Samstag erhalten, doch an diesem 7.6.2025 war ein gemeinsames Dinner als Abschluss eines Eventtages der Anlass für die erneute Einkehr, mit der ich auch gleich meine fest vorgenommene, ausführlichere Probe der angebotenen Kulinarik kombinieren konnte.
Der Wiederbesuch fand dieses Mal also im Sommer und nicht im Übergang von Winter zu Frühling statt. Pünktlich dazu hat man durch umfangreiche Umbauarbeiten im Frühjahr 2025 den ohnehin sehr beliebten Freisitz hinter dem Haus, der direkt am Wasser liegt, noch einmal deutlich erweitert. Nun kommen dadurch noch mehr Gäste am Ufer des Krähenteiches in den Genuss der Speisen.
Hinsichtlich des Interieurs hat man sich natürlich die schon kurz nach der Eröffnung absolut als gelungen zu bezeichnende Kombination der altehrwürdigen Gemäuer der Villa mit legeren, modernen Elementen erhalten. Das ist alles nach wie vor sehr ansehnlich, ausgewogen und zum kulinarischen Konzept voll passend, sodass ich für Details auf meine erste Rezension verweisen kann.
Wir nahmen dieses Mal im vorderen Teil zwischen Eingang und Bar des Restaurants an einem Zweiertisch Platz.
Diesen Platt konnten wir uns nach der freundlichen Begrüßung durch die junge, sehr freundliche Servicedame unter den noch freien Zweiertischen dabei selber aussuchen. Zusammen mit einem ebenfalls jungen männlichen Kollegen kümmerte sie sich Serviceteam zu dieser gastronomischen "Crunchtime" an einem Samstagabend um das Wohl der Gäste. Das Restaurant war dabei zu schätzungsweise 75 % ausgelastet, sodass wir schon froh waren, vorab eine Reservierung getätigt zu haben.
Wir kamen dabei im Verlaufe des Abends mit beiden in Kontakt. Sie agierten übereinstimmend sehr höflich und freundlich ruhig, was diesem Ambiente und Art der Gastronomie für mich genau richtig entsprach. Auch Kenntnis über die Zusammenstellung der Gerichte hatten sie vollumfänglich. Zwischendurch wäre, gerade an angesichts des nicht komplett vollen Restaurants, noch etwas mehr aus Eigeninitiative kommende Aufmerksamkeit für den gesamten Gastraum für die perfekte Serviceleistung wünschenswert gewesen. Versiert, aufgeschlossen und insgesamt sehr gut war diese aber trotzdem definitiv.
"Regionale Vielfalt, exzellenter Geschmack" - mit diesem prägnanten Credo preist das Restaurant seine nach wie vor rein vegetarische oder sogar vegane Küche auf der eigenen Webpräsenz an. Beide Versprechungen konnte ich ja schon bei meinem kurzen Erstbesuch bestätigen und auch die aktuelle Karte weist wieder eine erfreulich kreative Bandbreite auf, wobei sie sich nach wie vor auf eine Seite konzentriert. So standen jeweils ein halbes Dutzend Vorspeisen und Hauptgänge, sowie 4 Desserts zur Auswahl.
Preislich umfasst die erste Kategorie dabei aktuell 6-18,5€, die Hauptspeisen sind für 23-29€ zu haben und beim Menüabschluss reicht die Spanne von 13-18€.
Da es sich um ein a la carte Angebot und kein festes Menü handelt, starteten wir auch umgehend ohne ein Amuse Gueule mit unseren ausgewählten Speisen. Das stellte sich auch deshalb gar nicht als Problem dar, weil wir nur eine kurze Zeit von ca. 15 Minuten seit der Bestellung auf unsere ersten Speisen warten mussten.
Für mich begann der kulinarische Abend dabei mit dem vermeintlich leichtesten Einstieg, nämlich hoffentlich exzellenter „Flüssignahrung“ in der Kombination „Lauchcappuccino | Kartoffelcrunch | Kräuteröl I Kapern“.
Was sodann in dem tiefen Teller serviert wurde war zwar mangels schaumiger Haube keine klassische Cappuccino-Art, doch an Luftigkeit und vor allem schöner Hitze mangelte es der Lauchsuppe keineswegs. Sein Geschmack konnte sich in dieser Konsistenz somit erfreulich voll entfalten. Ebenjenes zwischen süß und herzhaft changierende Aroma des Lauchs breitete sich im Gaumen auch so wunderbar aus, dass schon dieser erste Löffel des Abends eine wahre Wonne war.
Den Eindruck der Geschmeidigkeit und Würze unterstützen die Sprenkel des Kräuteröl zusätzlich.
Einige Kartoffelspäne on top waren zwar schon leicht aufgeweicht, was aber natürlich normal ist. Geschmacklich waren sie hingegen eine super Ergänzung zur Suppe, da sie durch eine kräftige Portion Salz der Suppe eben jenes optimal verlieh.
Ein paar Sprossen zur Garnierung waren ein weiteres Element für etwas Biss, während die Kapern nicht als ganze Früchte zu finden waren. Sie fanden in der Suppe wohl als Säuregeber Verarbeitung.
Nach diesem wieder einmal gelungenen Auftakt erwartete ich schon mit Vorfreude meine nächste Vorspeise, die nach der Annoncierung ein typisch deutsches Gemüse in ein asiatisches Gewand mit „Grüner Spargel | Erdnusssauce | Mango | Haselnuss“ bringen wollte.
Folgendes fand ich dann vor mir auf dem Teller.
Sehr schön knackig gebratene Stangen von grünem Spargel in hervorragender Produktqualität lagen auf einem Bett einer Erdnusscreme. Letztere war dabei erfreulicherweise weniger Kompakt und schwer wie eine typische Erdnussbutter, dabei aber nicht weniger aromatisch. Vor allem aber war sie eher salzig gehalten und damit eine sehr gute Ergänzung zum Spargel.
Sowohl in der Creme als auch weiter über den Teller verstreut sorgten gehackte Haselnüsse für weiteren Knabberspaß und eine interessante nussige Kombination.
Der Clou dieses Gerichts, der das gesamte Geschmacksbild genau richtig wie ein letztes Puzzleteil vollendete, waren die Würfel lauwarmer Mango. Dieses waren säuerlich betont und gaben der Erdnusscreme einen erfrischenden Gegenpart.
Sicher hätte das Gericht auch mit anderem Gemüse als dem Spargel ebenso gut funktioniert, aber dessen Knackigkeit und gute Qualität war hierbei eine gut gewählte, saisonale Grundlage für die Speise.
Die 3. Vorspeise meiner Wahl war zugleich auch der Wunsch für die einzige Vorspeise meiner Begleitung. Kein Wunder, klang dieses Gericht doch schon vom Namen her sehr interessant, nämlich „"Jakobsmuscheln" vom gebratenen Kräuterseitling | Minz-Erbsenpüree | Zitronenöl“
Drei den delikaten Muscheln wirklich sehr ähnlich sehende Segmente des Kräuterseitlingstieles wurden, wie ihre „Vorbilder“, ebenfalls leicht von der Pfanne angebräunt serviert. Auch in der bissfesten, an Fleischigkeit erinnernden Konsistenz ließen sie die echten Muscheln so gut wie vergessen machen. Spannend war geschmacklich auch der zitronensäuerliche Charakter, der das annoncierte Öl der Zitrusfrucht somit gleich erfrischend und aromatisch zugleich auf die Bühne brachte. Wie mir die Servicedame erläuterte, war der Kräuterseitling selber auch noch mit einer Soja-Algen-Marinade angemacht, was ihm ebenfalls mehr aromatische Kraft verlieh.
Nicht nur war das Erbsenpüree in seiner Cremigkeit die optimale Ergänzung zum Pilz, sondern durch eine sehr gut balancierte Minze-Note eine Komponente, die die Spannung im Gericht noch weiter anhob. Diese Kombi aus säuerlichem, ätherischem und salzigem bereitete meinen Geschmacksknospen eine erfreuende Abwechslung.
Zwei rote Korallenhippen und ein paar Norialgenstreifen sorgten abschließend noch für etwas textuelle Variation.
Im Gegensatz zu meinem Gegenüber sollten es bei mir ja 4 Gänge sein, die mal wieder mit einem Hauptgang ihr Highlight und damit gleichzeitig den Abschluss finden sollten. Die Wahl fiel mir hier auch relativ leicht, sollte doch meine allerliebste Kohlsorte laut dem Titel der Hauptdarsteller sein: „Gebratener Spitzkohl | Fichten Beurre Blanc | Minimöhre | Senfkaviar | Affila“.
Der Spitzkohl nicht zu meiner ersten Überraschung nicht als Stück, sondern feine Streifen serviert. Der Sinn dahinter ergab sich aber schon mit der ersten Gabel, denn die herrlichen Röstaromen potenzierten sich durch die größere Oberfläche nochmals und zudem hatte man so eine tolle Abwechslung von noch knackigen und auch geschmort weichen Segmenten.
Die Beurre blanc war ebenso spannend, denn sie hielt die erhoffte Spannung durch das waldige Fichtenaroma voll ein. Dieser erdige Charakter verstärkte die Herzhaftigkeit des Kohls nochmals und umschmeichelte ihn gleichzeitig mit der Cremigkeit einer intakten Emulsion.
Diese beiden Komponenten waren hier auch klare Hauptdarsteller, sodass die gebratenen Babymöhren und Stücke der Kressen-Art namens „Affila“ eher ein Beiwerk als verantwortlich für die klar vordergründige Geschmacksgebung waren.
Eher hatten hier die „Senfkaviar“-Körner mit ihrem leichten Ploppen im Munde und Aroma (dabei ohne Schärfe) eine weitere ergänzende Rolle.
Ein auch in seinem Grad der Würze einem krönenden Abschluss meiner Speisenfolge und einem richtigen Hauptgang mehr als würdige Komposition.
Nicht weniger kräftig und, so viel vorweggenommen, gelungen geriet das Hauptgericht meiner Begleitung namens „Geschmorter Sellerie | Möhrenpüree | Rosmarinjus | Süßkartoffelcrunch“ bei der sie noch das angebotene Add-on in Form der bekannten schweizer Käsespezialität „Belper Knolle“ für zusätzlich 5 € dazu wählte.
Zwei prächtige Scheiben der rot-bräunlich lackiert und geschmorten Knolle lagen auf einem Bett des Möhrenpürees. Sie waren dabei sowohl noch mit schönem Biss versehen, strotzten im Kern aber auch nur so von cremiger Saftigkeit. Die natürliche Süße verband sich schon in diesem Hauptdarsteller toll mit einer Salzigkeit des Schmorens und der Marinade.
Darauf thronten in Addition zu den dünnen Süßkartoffelstreifen wie geordert gehobelte Späne der einem Trüffel ähnlich sehenden „Belper Knolle“. Mit seiner Würze verstärkte er den „Umami“-Charakter der Speise vortrefflich.
Ebenso positiv sei auch zu erwähnen, dass die Süßkartoffelstreifen der Annoncierung als „Crunch“ tatsächlich gerecht wurden, was bei dieser ja gar nicht so einfach ist.
Schön aromatisch und nicht nur süß fiel auch das feine Möhrenpüree aus.
Abrundung fand diese für mein Gegenüber mehr als befriedigende Hauptspeise durch den vegetarischen Jus, dem es weder an Kraft, noch, dank des Rosmarins, an erneut einer ganz individuellen Note fehlte, die toll zu den anderen Komponenten passte.
Somit möchte ich in gewohnter Weise meine Eindrücke zu diesem Wiederbesuch in größerem Stile im "Unter Freunden" noch einmal zusammenfassen.
Während die Villa ja bereits schon an sich einen gewissen Charme ausstrahlt, hat man dabei mit der Beibehaltung der Inneneinrichtung aus der Zeit kurz nach der Eröffnung genau das Richtige gemacht. So jugendlich und doch anspruchsvoll sich das Restaurant mit seinen Speisen und seinen Weinen präsentiert, so gut spiegelt sich das auch in dem für mich sehr gut gewähltem Maß an erhaltener Tradition und dem Zusatz moderner Elemente wider. Uns hat es jedenfalls in genau die richtige Stimmung für einen genussvollen Abend versetzt.
Mit der nochmals erweiterten Seeterrasse besitzt das Restaurant nun zudem ein weiteres Highlight, dass es atmosphärisch nicht nur z.B. für romantische Dinner auszeichnen würde.
Das Serviceteam agierte an diesem Samstagabend im gut ausgelasteten Lokal dem Anspruch entsprechend höflich und kompetent, wobei wie angesprochen noch etwas mehr Eigenantrieb zur Aufmerksamkeit und Lockerheit der allerletzte Feinschliff wären.
In dieser bereits guten Grundstimmung sorgten die ausgefeilten und doch ausbalancierten Köstlichkeiten, welche das Küchenteam uns servierte, bei uns beiden übereinstimmend nicht nur für Zufriedenheit, sondern sogar Begeisterung. Jedem Gericht wohnte erneut eine spannende Kombi von Grundgeschmäckern und Aromen inne, die sogleich überraschende, aber eben auch wohlig schmeckte. Sei es die Zitronen-Minz-Verbindung bei der Kräuterseitlings-„Jakobsmuschel“, die salzig-sauer-Verknüpfung von Erdnuss und Mango zum Spargel oder die tolle Akzentuierung des röstigen Spitzkohls durch die Fichten-Beurre-blanc: All das machte jede Speise in seiner Weise besonders und blieb im positiv im Gedächtnis.
Zeitgleich war an Garpunkten, Konsistenz und Frische in keinem Gericht ein Fehltritt zu bemerken, was auch die hohe Expertise des Küchenteams nochmals unterstricht.
Somit wurden uns also für einen Preis von 42 € für die zwei Gänge meiner Begleitung bzw. 64 € für mein etwas spezieller ausgewähltes Quartett aus 3 Vor- und einer Hauptspeise sowohl durchgehend wohlschmeckende und auch überraschende Gerichte geboten, die gleichzeitig ein ganz angenehmes Maß an Sättigung nach sich zogen. Nach wie vor lässt dieses PLV für mich keine Wünsche offen.
Mit dieser über eine bloße Bestätigung meines guten ersten Eindrucks sogar noch hinausgehende Leistung auf kulinarischer und atmosphärischer Ebene erfreut es mein Herz für die Gastronomie umso mehr, dass sich Jonathan Gebhardt mit seinem Team im "Unter Freunden" nicht nur für Lübeck als Standort entschieden, sondern hier auch scheinbar sehr gut etabliert hat.
Nach wie vor kann ich es daher allen als eine der ersten Anlaufstellen empfehlen, die für eine vielfältige, abwechslungsreiche und dabei doch stets geschmacklich ausgewogene vegetarische Küche offen sind.