Geschrieben am 07.06.2025 2025-06-07| Aktualisiert am
07.06.2025
Besucht am 08.11.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 170 EUR
Anfang November entfloh ich übers Wochenende zusammen mit meinen beiden Mädels dem stressigen Herbstalltag. Unser Ziel war der von asiatischen Touristen gerne in Flip-Flops erklommene „Berg an der Heidel“ bzw. das nicht nur bei Dauerromantikern und Juristensöhnen hoch im Kurs stehende „Kurpfalz-Florenz“.
Da wollte meine Gattin schon immer mal mit mir hin. Also flugs ein paar Rheinmetall-Aktien verkauft (Joke!), im unweit des Hauptbahnhofs gelegenen Meininger Hotel ein einfaches, aber sauberes Zimmer für zwei Nächte klargemacht und mit der Deutschen Bahn („sänk ju for träwelling…“) in Richtung „Kurpfalzperle“ getuckert.
Ach ja, ich hatte auch noch einen gegen viele tausend Prämienpunkte eingetauschten Gastroguide-Gutschein, dessen schiere Existenz selbst langgediente Portalpatrioten nach wie vor für einen Mythos halten, vom angesagten NEO-Restaurant, das im noch recht jungen Stadtteil Bahnstadt auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs ansässig ist, in meiner Schreibtischablage gefunden.
Da hieß es das Angenehme mit dem noch Angenehmeren verbinden und bequem über deren Homepage einen Tisch für drei Personen für Freitagabend um 18 Uhr reservieren. Den vorgegeben Zeitrahmen von zwei Stunden konnten wir locker einhalten, da unsere Jüngste nicht allzu spät ihren Matratzenhorchdienst (Schlafrhythmus – gerade bei Kleinkindern so wichtig!) antreten sollte.
Mit Kind und Kegel bzw. Frau ging es dann per pedes in Richtung Halle02, einem Kultur- und Konzerthaus neben dem sich seit dem Frühjahr 2016 der bereits von außen sehr ansprechend illuminierte Trendschuppen für junggebliebene, finanziell besser situierte Zeitgeistgaumen befindet.
Der Trockenreifeschrank am Eingang präsentierte gut Abgehangenes von der Kuh. Gut Rind will schließlich Weile haben! Und dem ankommenden Gast soll gleich klargemacht werden, dass man hier auf gutes Fleisch (mit Herkunftsnachweis) Wert legt. Zur Schau gestellte Leidenschaft für gut Abgehangenes
So sympathisch ging es dann auch weiter. Wir wurden mit humorvoller Freundlichkeit empfangen und zu unserem Tisch nach hinten in die „Holzabteilung“ geführt. Das stylish eingerichtete Innere versprühte lässiges Großstadt-Flair. Drinnen ging es äußerst atmosphärisch zu
Wandfluter und Lichterzweige sorgten für ein nicht allzu helles Maß an Beleuchtung. Mit anderen Worten: ein geradezu perfektes Ambiente fürs erste Date. Der in der Nähe wohnende Sohnemann eines bekannten Community-Mitglieds würde dies garantiert bestätigen. LED-Romantik
Jener, als gemütliches Chalet umfunktionierte „Wintergarten“, hatte dank der temporär eingezogenen, aus hellem Holz geschnitzten Wände zwar genügend alpenländisches Flair zu bieten, Heidelbergs gemütlichste Almhütte!
konnte aber leider die Novemberkälte nicht vollends verbannen. Meine Frau beklagte sich über einen zwar leichten, aber doch beständigen Luftzug, der entweder auf mangelhafte Isolation oder eine zu stark eingestellte Klimaanlage zurückzuführen war.
Ansonsten gefiel es uns das lauschige Hütten-Ambiente ausgesprochen gut. Die Kleine konnte sich auf der bequem gepolsterten Wandbank räkeln. Genügend Kissen standen auch zur Verfügung. Der Nebentisch im Eck wurde erst später okkupiert. Die Kurpfalz-Fraktion auf der anderen Seite verhielt sich weitgehend manierlich. Beste Voraussetzungen also für einen genüsslichen Abend im Kreise meiner Allerliebsten.
Für den „lauten“ Liter NEO H-Zwei-O werden mittlerweile 6,50 Euro verlangt. Wer kostbares Heidelberger Leitungswasser aufsprudelt, soll schließlich auch etwas daran verdienen. Die leidige Getränkepreisdiskussion hat Borgi in seinem 2022er NEO-Report schon hinreichend geführt. Ich bin da ganz seiner Meinung.
Warum denn immer nur die Global-Blubber-Player unterstützen, wenn man mit ein paar Euro nicht nur den eigenen Durst adäquat bekämpfen, sondern auch den Laden ein wenig mitsubventionieren kann? Wer heutzutage über unverhältnismäßige Getränkepreise schimpft, der sollte mal an die stark gestiegenen Betriebskosten denken, bevor er sich von „Lieferando“ (oder Uber Eats) Pizza, Sushi oder Kebap bis vor die Haustür bringen lässt.
Auch die Apfelsaftschorle (0,3l für 5,50 Euro) für die Kleine, das alkoholfreie Welde No1 aus der Flasche (0,33l für 4 Euro) für die Große und das anscheinend sehr langsam gezapfte, ebenfalls von der Kurpfälzer Brauerei Welde stammende „No1 Slow Beer Pils“ (0,5l für 6 Euro) wurden nicht gerade zu Freundschaftspreisen ausgeschenkt, gingen aber auch nicht ins preislich Unverschämte.
Dass ich vor ein paar Wochen in Marseille für meinen Pastis 51 zum Aperitif nur die Hälfte hingelegt habe – geschenkt! Pastis 51 zum Eingrooven
Die 7 Euro für die mit Eiswürfeln und Wasser in eine milchig-aromatische Anis-Infusion verwandelte Spirituose aus dem Süden Frankreichs waren definitiv gut angelegt. Spätestens nach diesem Seelenwärmer fühlte ich mich für so ziemlich jede kulinarische „Schandtat“ bereit.
Und derer sollten einige folgen. Doch zuvor versorgte man uns mit adressatenbezogenem Kartenmaterial. Das Töchterchen erhielt die Kinderkarte im Ausmalformat samt hölzernem Buntstiftsortiment und widmete sich fortan ihrer farbigen Ausgestaltung. Eine wirklich nette Idee, die uns ein wenig Zeit zum Schmökern in der Speisenliteratur gab.
Immer zu kleinen Späßen aufgelegt und dabei gerne auf die Wünsche unserer Kleinen eingehend, agierte der Service selbst unter Stress mit Herz und kinderfreundlicher Zugewandtheit. Wir als Eltern hatten nie das Gefühl, in einem „Adults-Only-Restaurant“ zu tafeln. Ganz im Gegenteil. Kinder schienen im NEO sehr willkommen zu sein.
Über das gepflegte Sushi-Angebot des Hauses hatte ich im Vorfeld bereits einiges gehört und gelesen. Mein Bremer Gaumenfreund hatte sich vor ein paar Jahren im familiären Kreis über einen abwechslungsreichen Rohfischreigen hergemacht. Das schrie förmlich nach Nachahmung, zumal sein Report einen ordentlichen „Kessel Buntes“ aus Lachs, Thunfisch und Garnele versprach.
Seine Ausführungen über die beträchtliche Menge an bunten Fernköstlichkeiten auf der Mehrfamilienetagère ließen uns jedoch in weiser Voraussicht „nur“ die „Selection Family-Style“ für eine Person (59 Euro) als Vorspeise zum Teilen ordern. Wir wollten schließlich mit Trüffelpasta (Frau), Mangalica-Brust-Rippe (Mann) und gut gebutterten Nudeln (Kind) noch nachlegen.
Die dreistöckige Etagére sah nicht nur für einen asia-affinen Vorspeisler ziemlich attraktiv aus. Die ließ sich auch prima nach dem Sharing-Prinzip verputzen. Im Parterre tummelten sich Glasnudelsalat, Kimchi, Karottensalat auf asiatisch und eine im Pankomantel frittierte Großgarnele nebst Wakame-Hügel. Großgarnele im Sonder(an)zug aus Panko... Die Salate waren alles andere als "unterste Etage"...
Darüber markierte eine in Tempurateig ausgebackene Futomaki-Rolle den knusprig gebackenen, aber leider latent übersoßten „Mittelstand“ der knusprigeren Art. Futomaki-Rolle mit viel Sauce
Gurken- und Avocado-Hosomaki sowie ein paar mit rohem Thunfisch ummantelte Inside-Outs Hübsch arrangierte Inside-Outs (mit Thunfisch-Mantel)
teilten sich zusammen mit einer Schale voll Ponzu-Vinaigrette, einem Klecks Wasabi und dem obligatorischen Gari den restlichen Platz auf der mittleren Ebene. Ganz oben führten drei akkurat drapierte Nigiri von Thunfisch und Lachs – eines davon mit Rote Bete gebeizt – Nigiri-Dreierlei
und ein paar großzügig geschnittene Scheiben Sashimi der gleichen Fischarten (Fjord-Lachs, Yellow-Fin-Tuna) ihr rohes Regiment. Zart schmelzendes Sashimi von Lachs und Thunfisch
Die auf der Karte angekündigte Thunfisch-Krokette fehlte genauso wie das Ceviche. Aber da variiert die Küche anscheinend gerne mal. Oder beweist – je nach Marktlage – Mut zur Lücke. Das störte uns nicht im Geringsten, denn die Qualität der hübsch präsentierten Kleinspeisen stimmte durchweg und auch von der Menge her passte es. Wir hatten ja noch ein paar Hauptgerichte zu wuppen.
Mit der Schwierigkeit, die unterschiedlich zubereiteten, kalten und warmen Preziosen punktgenau auf die Platte zu bringen, hat sich der große Gastrosoph aus dem hohen Norden schon kenntnisreich auseinandergesetzt. Da müssen die Abläufe in der Küche passen. Da ist neben der handwerklichen Präzision auch ein gutes Zeitmanagement gefragt.
Und das war hier auch im Großen und Ganzen der Fall. Texturelle Vielfalt traf auf geschmackliche Abwechslung. Die ganz rohen Sachen von der „Dachterrasse“ zählten dabei neben der Knuspergarnele zu unseren Favoriten. Das nicht besonders scharfe Kimchi erfreute meine Gattin, Zahmes Kimchi
während mir die schmackig angemachten Salate von Karotte und Glasnudel deutlich mehr zusagten. Karottenraspel der schmackhaften Art Delikater Glasnudelsalat
Makellose Maki und saftige Inside-Outs komplettierten die familienfreundliche Auswahl an seriös zubereiteten Rohfischbarkeiten. Selbst die kleine Lady am Tisch naschte hin und wieder vom Sushi. Insofern alles richtig gemacht. Da fuhren wir gut gelaunt mit den Hauptspeisen fort.
Meine Gattin hatte sich für die Nudeln an Ricotta-Trüffelcrème mit Blattspinat, Frühlingslauch und Parmesan (32 Euro) aus dem überschaubaren Angebot an „Vegetaritäten“ entschieden. Nur das Töchterchen mochte es noch frugaler und akzeptierte zu ihrer „Kinder-Pasta“ lediglich ein wenig geschmolzene Butter (8 Euro).
Mir hatte die Lektüre der auf diversen Schiefertafeln angekreideten Empfehlungen das Wollschwein schmackhaft gemacht. Die angeblich 24 Stunden geschmorte Brustspitze (= Dicke Rippe) vom Mangalica-Schwein (38 Euro) kam zusammen mit Beluga-Linsen, grünen Tomaten und ein paar Exemplaren des Violetten Rötelritterlings, einem eher selten auf Speisekarten vertretenen Heilpilz, auf das Porzellan. Für Fleischfreunde sicherlich eine Option
Das mit kräftiger Jus übergossene Rippenstück fiel zwar nicht ganz so saftig wie erwartet aus, aber seine angenehm mürbe Textur ließ keine Zweifel über ein langes Schmoren im Vorfeld aufkommen. Die dicke Rippe vom Mangalica-Schwein
Ich fiel zwar nicht gleich vom kulinarischen Glauben, aber dafür das Fleisch vom Knochen ab.
Der geschmackliche Mehrwert des ritterlichen Rötlings hielt sich in Grenzen. Der nussig-würzige Leguminosenkaviar konnte aber gut mit der Sauce. Die Tomaten waren dankbare Opfer meiner diagnostizierten Rot-Grün-Schwäche.
Portionsmäßig ging des schweinerne Schmorstück absolut in Ordnung. Der letzte Gaumenkick blieb aber leider aus. Da hatte die mehrstöckige Asia-Kollektion aus dem Vorprogramm deutlich mehr Papillenreiz zu bieten gehabt – und die Erwartungen entsprechend hochgesteckt.
Auch meine Frau verfiel bei ihrer fast schon überparmesanierten Trüffel-Pasta nicht gerade in „Lobnudelei“. Die überschaubare Trüffel-Pasta
Nun denn, es grünte der junge Spinat knollenpilzübernobelt über einem mit cremig-würziger Eigelb-Ricotta-Trüffelsauce verfeinerten Nudelteller. Für 32 Tacken hätte man ruhig ein wenig mehr frische „Tuberware“ darüber hobeln können. Sieht man im Périgord oder im Piemont wahrscheinlich genauso…
Sei es drum, wie man sich an den einfachsten Dingen…äh Nudeln des Abends erfreut, lehrte uns das Töchterlein, die ihre Butter-Pasta, wenn auch nicht komplett, so doch mit einem gewissen Genuss verspeiste. Kinderglück dank Teigwaren - eine bewährte Formel, die bei unserer Dreijährigen prinzipiell immer gut funktioniert.
Auf einen Nachtisch verzichteten wir in Anbetracht der Uhrzeit und der fortgeschrittenen Sättigung. Das heißt nicht ganz. An der obligatorischen Kugel Eis (4 Euro) für die Jüngste am Tisch kamen wir auch diesmal nicht vorbei.
Fazit:
Ein nicht ganz billiger, aber doch recht entspannter Abend bei einem weltoffen vorgetragenen Speisekonzept, dessen asiatische Stärken beim Sushi uns über kleinere Schwächen bei den Hauptgängen locker hinwegfuttern ließen. Der Service agierte flott und kinderfreundlich zugleich. Der Betrag des nicht mehr ganz so frischen GG-Gutscheins wurde anstandslos von der Rechnung genommen. Dadurch erholte sich das etwas „gebeutelte“ PLV an diesem Abend.
Wenn es dem Nachwuchs gefällt, sind ja für gewöhnlich auch die Eltern zufrieden. Dass sich dieses schick-designte Restaurant mit der Halle02 nebenan die Toiletten teilt, weckte Erinnerungen an den Februar 2019, als ich zusammen mit meiner Frau das VNV-Nation-Konzert besuchte. Lang ist es her. Und alles eben zu seiner Zeit…
Anfang November entfloh ich übers Wochenende zusammen mit meinen beiden Mädels dem stressigen Herbstalltag. Unser Ziel war der von asiatischen Touristen gerne in Flip-Flops erklommene „Berg an der Heidel“ bzw. das nicht nur bei Dauerromantikern und Juristensöhnen hoch im Kurs stehende „Kurpfalz-Florenz“.
Da wollte meine Gattin schon immer mal mit mir hin. Also flugs ein paar Rheinmetall-Aktien verkauft (Joke!), im unweit des Hauptbahnhofs gelegenen Meininger Hotel ein einfaches, aber sauberes Zimmer für zwei Nächte klargemacht und mit der Deutschen Bahn („sänk... mehr lesen
NEO | Bar & Restaurant
NEO | Bar & Restaurant€-€€€Restaurant, Bar062216525870Zollhofgartenstraße 2, 69115 Heidelberg
4.0 stars -
"Mehrstöckiger „Neo-Sushi-ismus“ in einer trendig-schicken Lifestyle-Location" GourmägglerAnfang November entfloh ich übers Wochenende zusammen mit meinen beiden Mädels dem stressigen Herbstalltag. Unser Ziel war der von asiatischen Touristen gerne in Flip-Flops erklommene „Berg an der Heidel“ bzw. das nicht nur bei Dauerromantikern und Juristensöhnen hoch im Kurs stehende „Kurpfalz-Florenz“.
Da wollte meine Gattin schon immer mal mit mir hin. Also flugs ein paar Rheinmetall-Aktien verkauft (Joke!), im unweit des Hauptbahnhofs gelegenen Meininger Hotel ein einfaches, aber sauberes Zimmer für zwei Nächte klargemacht und mit der Deutschen Bahn („sänk
Geschrieben am 18.05.2025 2025-05-18| Aktualisiert am
18.05.2025
Besucht am 09.10.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 58 EUR
Nach der eher mauen Pizzaerfahrung im Ranschbacher „Calabria“ – ein ehemaliger User berichtete damals – verzichtete ich eine Weile auf Restaurantbesuche mit einsparender Schlemmerblock-Absicht und wollte das selten benutzte Heftchen eigentlich schon in die Tonne treten.
Doch halt, in der Futterfibel für Sparfüchse lauerte noch ein unweit von Wörth gelegenes, auf der anderen Seite des Rheins beheimatetes Chinarestaurant, das entdeckt werden wollte. Die Rede ist vom etwas versteckt liegenden, im Karlsruher Stadtteil Knielingen ansässigen „Asia Haus Bamboo“ in der Saarlandstraße.
Auch ein Kollege aus dem Wörther Schlemmerzirkel, der in dieser Gegend öfters verkehrt und dem selbst das süße Schweinefleisch selten sauer aufstößt, kannte das im Netz sehr gut bewertete Asialokal vom Hörensagen. Da riskierten wir nach telefonischer Vorankündigung an einem Mittwochabend den Selbstversuch. Es ist halt doch der Geiz, der stets vereint und das mit Recht…
Von außen mehr Wohn- als Wirtshaus traten wir durch eine in Mehrfamilienhäusern der 70er- und 80er-Jahre gerne verbaute, schmucklose Eingangstür aus geriffeltem Glas und Aluminium. Von außen eher unscheinbar...
Drinnen ging es bereits hoch her. Bis auf unseren reservierten Tisch waren alle besetzt. Alt und Jung, Familie und Freunde, Pärchen und größere Gesellschaften – alle waren sie vertreten, um gemeinsam der asiatischen Küche zu frönen.
Bambusverzierungen an Decke, Theke und Wänden erklärten rasch den ungewöhnlichen Namen des Lokals. Gastraum-Impression 1
Ansonsten hielt man sich – den mit diversen Figuren aus Fernost und Kunstblumen verzierten Ausschankbereich einmal ausgenommen – mit asiatischem Deko-Kitsch erfreulicherweise zurück. Die übliche fernöstliche Thekenfolklore
Bis auf den alten, unansehnlichen Fliesenboden, machte die Einrichtung keinen schlechten Eindruck. Auch saß es sich ganz bequem auf ausreichend gepolsterten, exotisch anmutenden Sitzmöbeln aus Holz. Gastraum-Impression 2
Über mein Vorhaben, das Gutscheinheft zu benutzen, informierte ich umgehend die freundliche Service-Dame, was später auf der Rechnung ein Hauptgericht weniger bedeutete und einer Ersparnis von 12,50 Euro entsprach. Dafür orgelten wir uns an jenem Abend sechs Tannenzäpfle (2,90 Euro pro Flasche) von der Schwarzwälder Rothaus-Brauerei rein. Ein sechsfaches Hoch auf den kühlen Schwarzwald!
So ein gut gekühltes, einarmiges Reißen in der 0,33-Liter-Klasse kann einem schon den ersten Durst nehmen. Oder anders ausgedrückt: einfach mal auf badische Art sich gepflegt einen hinter die Buche fichten, wir waren schließlich mit der Straßenbahn über den Rhein geruckelt.
Das Speisenprogramm bot die üblichen Verdächtigen aus dem fernöstlichen Kulinarkreis. Wenn nicht hier, wan-tan? Für Geflügel, Schwein, Rind, Garnelen, Seelachs, Gemüse und Tofu hatte man immer jeweils fünf Saucen parat, um diese süß-sauer, pikant, erdnussig, „hoisinesk“ oder im Thai-Curry-Style zu veredeln. So weit, so erwartbar.
Vorweg reizte mich der Glasnudelsalat mit Garnelen (10,50 Euro). Gebratenes Huhn mit Gemüse in rotem Thai-Curry (12,50 Euro) sollten diesem als Hauptgang folgen. Da ließ ich mich vom Zusatz „sehr scharf“ überhaupt nicht einschüchtern. Der Kollege mochte es deutlich frittierter und orderte das knusprige, in Würfel geschnittene Schweinderl in pikantem Beiguss (auch 12,50 Euro).
Dass hier die meisten Gerichte geschmacklich verstärkt wurden, war beim Lesen des Kleindruckten in der Karte schnell klar. Denn wo Lampions an der Decke hängen, ist auch der heilige Glutama(r)tin nicht weit. Aber was nimmt man für eine gute Brise „umami“ nicht alles in Kauf?
Der mit schmackigem Dressing angemachte Glasnudelsalat gefiel. Die verwendete Fischsauce verlieh meiner Vorspeise ordentlich Wumms. Erfreulich: der saftigen, komplett von ihrem Panzer befreiten Garnelenschwänze waren es einige. Jeder von ihnen ein würzig marinierter Leckerbissen. Glasnudelsalat mit Garnelen
Ein paar Chilistreifen sorgten zusätzlich für eine angenehme Schärfe. Schließlich sollten die Papillen nicht unvorbereitet auf das bald folgende, angeblich „sehr scharfe“ Hähnchencurry losgelassen werden. Die kleingeschnittenen Scheiben von der Salatgurke mussten leider aussortiert werden. Um sie kümmerte sich aufopferungsvoll mein Kollege.
Bald darauf wurden uns die frisch gewokten Tellergerichte serviert. Die mit etwas geröstetem Sesam getoppten Reishalbkugeln durften neben dem knackigen Bouquet-Grün gleich mit auf die Keramik. Getreu dem kirchlichen Heiratsmotto „Führt zusammen, was zusammen gehört!“
Mein in roter Curry-Soße badendes Geflügel und Gesprieß fiel bei weitem nicht so scharf aus wie befürchtet bzw. erwartet. Rotes Curry mit Huhn und Gemüse
Da mochte man dem deutschen Gaumen dann doch nicht zu viel Scoville zumuten. Das Gemüse war sogar noch angenehm knackig und auch die Sauce übertraf meine Erwartungen. „Curry on, when the day is long – forever curry on!“ hätte wohl der „true metalhead“ skandiert. Aber auch ohne „sword & sorcery“ schmeckte der Thai-Klassiker ganz prima.
Auch der Kollege schien von seinem Schweine-Puzzle im Backteig angetan zu sein. Knuspriges Schwein auf pikanter Sauce
Seine dunkle, auf Sojabasis geköchelte Soße unterfütterte die kleinen Schweinekrapfen aufs Süffigste. Das ein oder andere Tannenzäpfle erledigte den Rest.
Zum süßen Abschluss teilten wir uns noch ein paar frittierte Bananenkugeln mit Honig und Sesam (5,50 Euro). Diese sahen ihren schweinernen Vorgängern aufgrund der Teighülle ähnlich, fielen aber bei weitem nicht so deftig aus.
Das große Plus dieses einfachen, aber dennoch empfehlenswerten Asialokals ist sicherlich der herzliche Service. Man wird hier sehr zuvorkommend bedient und fühlt sich gleich willkommen. Da lässt sich dann auch über kleinere Interieur-Sünden locker hinwegsehen.
Für mich war das „Bamboo“ die einzige positive Entdeckung des gesamten „Schlemmerblockseminars“ 2024 (dieses Jahr verzichte ich dankend…) und deshalb eine kleine rezensorische Nachbetrachtung wert. Da es von Wörth aus schnell zu erreichen ist, werde ich dort sicherlich mal wieder aufschlagen. Denn auch vom anderswo berappten „Preis-Leistungs-Verhängnis“ ist hier keine Spur.
Nach der eher mauen Pizzaerfahrung im Ranschbacher „Calabria“ – ein ehemaliger User berichtete damals – verzichtete ich eine Weile auf Restaurantbesuche mit einsparender Schlemmerblock-Absicht und wollte das selten benutzte Heftchen eigentlich schon in die Tonne treten.
Doch halt, in der Futterfibel für Sparfüchse lauerte noch ein unweit von Wörth gelegenes, auf der anderen Seite des Rheins beheimatetes Chinarestaurant, das entdeckt werden wollte. Die Rede ist vom etwas versteckt liegenden, im Karlsruher Stadtteil Knielingen ansässigen „Asia Haus Bamboo“ in der Saarlandstraße.... mehr lesen
Restaurant Asia Haus Bamboo
Restaurant Asia Haus Bamboo€-€€€Restaurant072192128128Saarlandstraße 20, 76187 Karlsruhe
4.0 stars -
"Überraschend gute Schlemmerblockerfahrung der asiatischen Art" GourmägglerNach der eher mauen Pizzaerfahrung im Ranschbacher „Calabria“ – ein ehemaliger User berichtete damals – verzichtete ich eine Weile auf Restaurantbesuche mit einsparender Schlemmerblock-Absicht und wollte das selten benutzte Heftchen eigentlich schon in die Tonne treten.
Doch halt, in der Futterfibel für Sparfüchse lauerte noch ein unweit von Wörth gelegenes, auf der anderen Seite des Rheins beheimatetes Chinarestaurant, das entdeckt werden wollte. Die Rede ist vom etwas versteckt liegenden, im Karlsruher Stadtteil Knielingen ansässigen „Asia Haus Bamboo“ in der Saarlandstraße.
Besucht am 22.09.2024Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 55 EUR
Auf dem Rückweg von Freiburg machte ich zusammen mit zwei wanderfreudigen Kollegen in Fessenbach, einem Ortsteil von Offenburg, halt. Das am Fuße des (mittleren) Schwarzwalds gelegene, von Rebhügeln umringte Örtchen liegt etwas erhöht, auf rund 200 Meter über dem Meer. Von hier aus lässt sich das „Hohe Horn“, der 546 m hohe Hausberg von Offenburg, gut erwandern.
Oben wartet ein 20 m hoher Aussichtsturm, der einen herrlichen Rundblick ins Kinzigtal, in die von Weinreben und Obstbäumen geprägte Ortenau und über die Rheinebene hinweg bis hinüber zu den Vogesen bietet. Doch der zugegeben etwas mühsame Aufstieg lohnt sich. So strebten auch wir dem Gipfel entgegen und nicht nur die sommerliche Wärme ließ uns schwitzen.
Wieder unten angekommen, beschlich unsere kleine Wandergruppe ein gewisses Hungergefühl. Es war schließlich Mittagessenszeit. Nicht weit vom Wanderparkplatz entfernt versprach der von Mike Wiezorek und Stefan Hartwig im Oktober 2023 wiedereröffnete „Schuckshof“ badische Hausmannskost auf einer schönen Terrasse. Von außen recht unscheinbar
Die Bewertungen auf Google lasen sich gut und so nahmen wir spontan Kurs auf das nahegelegene Traditionslokal, dessen gastronomische Geschichte bis ins Jahr 1970 zurückreicht. Wir traten ein und fragten freundlich nach einem freien Tisch. Da nur die Terrasse bespielt wurde, mussten wir uns noch etwas gedulden. Blick in den Gastraum
Nach kurzer Wartezeit – die Dame vom Service hatte an jenem warmen Sonntagmittag alle Hände voll zu tun – durften wir uns dann auf dem teilweise überdachten Freisitz platzieren und den herrlichen Ausblick auf die hügelige Reblandschaft von Fessenbach genießen. Hier ließ es sich aushalten...
Es dauerte etwas länger bis wir unsere Getränkewünsche loswerden konnten, da die alleine agierende Servierdame nicht immer alles im Blick zu haben schien. Egal, wir hatten Zeit und auch in der Ortenau ist noch kein Wanderer verdurstet. Für einen Chardonnay Kabinett von der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg war es mir dann aber doch zu warm.
Ein gut gekühltes, unfiltriertes Bier von der Privatbrauerei Waldhaus (0,33l für 3,60 Euro) aus Weilheim (Südschwarzwald) stellte eine geeignete, durstlöschende Alternative dar. Auch einer der Kollegen kam ganz gut „ohne Filter“ klar und tat es mir gleich. Naturtrüber Durstlöscher aus dem Südschwarzwald
Der Dritte im Bunde, unser Fahrer, löschte wie immer alkoholfrei seinen Durst. Diesmal mit einer Flasche Schwarzwaldsprudel „Classic“ (0,5l für 3,70 Euro).
Dann widmeten wir uns dem mit deftigen Sattmachern ausgestatteten Speisenprogramm, das neben gutbürgerlichen Fleischklassikern wie Schnitzel, Cordon Bleu und Rumpsteak auch eine Reihe hausgemachter Flammkuchen (die hier kurioserweise als „Rahmkuchen“ bezeichnet wurden) listete. Bibbeleskäs, Ochsenmaulsalat und sauer angemachter Schwartenmagen ergänzten das herzhafte Wurstsalatangebot bei den Vespereien.
Das eigentliche „signature dish“ des Hauses waren aber die selbstgemachten Maultaschen, die hier selbstverständlich mit Schmelzzwiebeln und etwas Brühe serviert wurden. Imposante Maultaschen mit dem richtigen "Zubehör"
Was den Schwaben ehrt, ist auch in der Ortenau nicht verkehrt. Da griff ich doch vorbehaltlos zu. Gute Hackfleischpäckchen in Nudelteig gehören schließlich im Süden unserer Republik zu den kulinarischen Selbstläufern aus der Katholikenküche. Und das nicht nur an fleischlosen Feiertagen.
Im „Schuckshof“ frischt man die Mau(sche)ltaschen beilagentechnisch gerne noch ein wenig auf. Blatt-, Kartoffel- oder Mischsalat sind nämlich im Preis von 16,80 Euro enthalten. Mein gegenüber einem Schnitzel „Wiener Art“ stets wohlgesonnen eingestellter Kollege wählte selbstverständliche das gutbürgerliche „Paniersdelikt“, welches in Begleitung einer Portion Pommes frites mit 17,90 Euro zu Buche schlug. Der dritte Wandersmann im Bunde begnügte sich mit einem Paar Bauernbratwürsten mit Brot (9,90 Euro).
Mit gesprächigen Tischgenossen kommt einem die Wartezeit aufs Essen meist nicht so lang vor. Insofern ging das schon in Ordnung. Außerdem saß es sich auf dem einfachen Terrassengestühl gut gepolstert und dementsprechend bequem.
Dann bestimmte Deftiges unsere Tischlandschaft. Die Bauern“brat“würste meines Gegenübers wirkten eher wie gut gekräuterte Brühknacker, aber sei es drum. Sie schmeckten ihm dennoch. Unter Bauernbratwürsten stellten wir uns etwas anderes vor...
Nur der Schnitzelathlet reagierte auf den servierten Fritteusen-Output eher verhalten. Zwei Fritteusenschnitzel mit Kartoffelstabdeko
Die beiden krossen Panadebeispiele sahen nämlich nicht so aus, als wären sie frisch durch die Pfanne geschleust worden. Passable Fertigschnitzel bekommt man ja heutzutage in vielen Gastronomien. Und auch diese hier gerieten durchaus passabel, aber eben auch nicht mehr.
Tja, hätten sich die Kollegen halt auch für die Schwaben-Dumplings entscheiden sollen. Und das obwohl der dazu gereichte Blattsalat trotz vorhandener Frische nicht wirklich überzeugen konnte. Beilagensalat zu den Maultaschen
Sein leicht wässriges Dressing holte mich überhaupt nicht ab. Aber da entscheiden manchmal eben Kleinigkeiten über den „Anmach-Erfolg“.
Dagegen punkteten die mit lockerer Füllung ausgestatteten „Maultüten“ nicht nur mit einer gehörigen Portion Zwiebelschmelz on Top, sondern vor allem mit ihrem zupackend würzigen Geschmack. Zwiebeln und Kräuter fanden in der saftigen „Faschiermasse“ augenscheinlich Verwendung. Locker-mürbe Füllung der würzigen Art
Die Fettaugen der Brühe verliehen dem großzügig portionierten, badischen „Pastateller“ zusätzlichen Glanz.
Allein die Form meiner drei schmackigen Teigbeutel ließ auf eine handwerkliche Zubereitung schließen. Da hatten die Schuckshof-Betreiber anscheinend jemanden in der Küche, der das kulinarische Beschummeln unseres Herrgotts richtig gut beherrschte. Die etwas zu dominante Salzwürze fiel da gar nicht so sehr ins Gewicht. Der Nachdurst meldete sich schließlich erst auf der A5.
Gut gestärkt ging es danach wieder zurück in die heimatliche Pfalz. Als sättigendes Ausflugslokal für hungrige Wanderer kann ich den „Schuckshof“ trotz kleinerer Schwächen durchaus empfehlen. Allein der Blick von der Sommerterrasse lohnt die Einkehr. Warum man allerdings hier nicht die guten Weine vom renommierten Weingut Renner aus der direkten Nachbarschaft ausschenkt, weiß weder der Durbacher noch der Fessenbacher Edelmann…
Auf dem Rückweg von Freiburg machte ich zusammen mit zwei wanderfreudigen Kollegen in Fessenbach, einem Ortsteil von Offenburg, halt. Das am Fuße des (mittleren) Schwarzwalds gelegene, von Rebhügeln umringte Örtchen liegt etwas erhöht, auf rund 200 Meter über dem Meer. Von hier aus lässt sich das „Hohe Horn“, der 546 m hohe Hausberg von Offenburg, gut erwandern.
Oben wartet ein 20 m hoher Aussichtsturm, der einen herrlichen Rundblick ins Kinzigtal, in die von Weinreben und Obstbäumen geprägte Ortenau und über die... mehr lesen
Stefans & Mikes Schuckshof | Einkehr zwischen Wald und Reben
Stefans & Mikes Schuckshof | Einkehr zwischen Wald und Reben€-€€€Gasthaus, Weinstube078132129Senator-Burda-Straße 43, 77654 Offenburg
3.5 stars -
"Selbstgemachte Maultaschen mit Ausblick" GourmägglerAuf dem Rückweg von Freiburg machte ich zusammen mit zwei wanderfreudigen Kollegen in Fessenbach, einem Ortsteil von Offenburg, halt. Das am Fuße des (mittleren) Schwarzwalds gelegene, von Rebhügeln umringte Örtchen liegt etwas erhöht, auf rund 200 Meter über dem Meer. Von hier aus lässt sich das „Hohe Horn“, der 546 m hohe Hausberg von Offenburg, gut erwandern.
Oben wartet ein 20 m hoher Aussichtsturm, der einen herrlichen Rundblick ins Kinzigtal, in die von Weinreben und Obstbäumen geprägte Ortenau und über die
Geschrieben am 04.05.2025 2025-05-04| Aktualisiert am
04.05.2025
Besucht am 20.09.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Im September verschlug es mich übers Wochenende nach Freiburg. Nicht alleine, sondern zusammen mit einer reiselustigen Pädagogentruppe im Rahmen unserer letztjährigen Kollegiumsfahrt. Als bekennender Hotelvermeider hatte ich ein Privatzimmer in einem unscheinbaren Mehrfamilienhaus in der Kronenstraße (südwestlich der Altstadt) über ein international bekanntes Buchungsportal gemietet.
Abends stand ein erstes gemeinsames Essen in "Omas Küche" auf dem Programm. Dort erwartete mich neben so manch schmerzlich vermisster Pensionärin – die Ehemaligen gehören bei uns einfach dazu! – eine deftige, gutbürgerliche Küche im Kreise der (Ex-)Kollegen. Das Bild vom stattlichen Schwarzwälder Dreierlei, welches ich mir dort gönnte, habe ich bereits ins Portal „eingepflegt“.
Bei einem kleinen Spaziergang durch den weitläufigen Stadtteil Wiehre, der für seine prachtvollen Gründerzeithäuser bekannt ist und durch sie ein „gehobenes“ Flair versprüht, erkundete ich die nähere, durchaus sehr wohnenswerte Umgebung. Würde mich nicht wundern, wenn dort einst der Herrenalber Chemie-Adel sein „Anwesen“ (be)trieb.
Tante Google hatte mir unweit meiner Bleibe eine medial gut beleumundete Tapas-Bar empfohlen. Da klang bereits der Name vertrauenserweckend, erinnerte er mich doch an einen Urlaub vor knapp 20 Jahren an der Costa Blanca. Lang ist’s her. Außerdem klangen die Bewertungen im Netz ausgesprochen gut. Also warum nicht vor der gutbürgerlichen Reinschaufelei noch ein paar Bierchen zum Appetitholen zwitschern?
Gedacht, getan. Plötzlich stand ich an der Ecke Lorettostraße/Kirchstraße vor einem Lokal, das von außen eher einem üppig umrankten Blumenladen als einem spanischen Tapastempel glich. Außen Dickicht, innen Geschmack!
Ich wusste ja nicht, dass man sich hier mit einer Machete den Weg zum Eingang freischneiden muss... Es grünt so grün, wenn Spaniens....
Drinnen war noch nicht viel los. Ich wartete am Eingang auf den bald erscheinenden Servicemann, dem ich mein Anliegen nach einem wohlgehopften Apéro vortrug. Ein Platz am Tresen wurde mir angeboten. Wie sich bald herausstellen sollte, war das genau der richtige Ort, um den Hunger auf Deftiges anzukurbeln. Die hinter Glas geschützte Auslage mit den spanischen Antipasti hatte ich direkt vor meiner Nase. Noch mehr Tapas frias
Das erste Bier, ein kühles Ganter Pils vom Fass (0,4l für 4,90 Euro), landete bald frisch gezapft auf meinem Thekentisch. Ein kühles Blondes von Ganter zum Einstieg
Und das obwohl eine Flasche vom Wein des Monats, ein spanischer, aus den Rebsorten Syrah und Tempranillo gekelterter Rosado, direkt neben mir auf der Verlängerung des Bartisches zu einem Schnäppchenpreis von 17,50 Euro um meine Gunst warb. Der preisgünstige Monatswein
Der Blick auf Pulposalat, Boquerones en vinagre und Co. ließ mich schließlich doch zur Speisenkarte greifen. Tapas frias
Bereits die DIN-A4-Kopie mit den „Especiales del Dia“ klang vielversprechend. Hätte ein paar Straßen weiter nicht rustikale Breisgauer Hausmannskost auf mich gewartet, wären die gratinierten Miesmuscheln, die Sopa de Pescado und die Iberico-Schweinebäckchen in Riojasauce fällig gewesen. Und zwar in der Reihenfolge.
Auch die Häppchen, die in dem mit abgegriffenem Holzumschlag ausgestatteten Ringbuch (= Standardkarte) nachzulesen waren, genossen meine vollste, kulinarische Aufmerksamkeit. Gleich auf dessen erster Seite, bei den Tapas frias y caliente, wurde ich schwach. Die Alitas de Pollo picante (8,90 Euro), auf neudeutsch: scharfe Chickenwings, entsprachen genau meiner Vorstellung von einer deftig-würzigen Begleitknabberei zum süffigen Bier aus der Freiburger Privatbrauerei Ganter.
Um mir die Zeit bis zum Erscheinen des krossfrittierten Hühnersnacks zu vertreiben, studierte ich das respektable Weinangebot der Tapasbar. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich schon mit ein paar netten, rotweinaffinen Kollegen nach dem geplanten Wirtshausbesuch bei einer Flasche Garnacha oder Tempranillo gediegen absacken. Das stoffige Rot bzw. den roten Stoff dazu hätte der mit diversen spanischen Kreszenzen gefüllte Keller des Ladens locker hergegeben.
Es kam leider nicht dazu, weil wir doch länger in „Omas Küche“ verweilten als angenommen. Nun saß ich da direkt an der Tapa-Theke und beobachtete die Szenerie. So langsam füllte sich das Lokal. Viele Stammgäste waren darunter. Familien, Pärchen und andere Freunde der spanischen Kleinigkeitenküche wurden vom supernetten Servicechef freundlich begrüßt und zu ihren reservierten Tischen geführt.
Der bis auf das „Deckengestrüpp“ sehr stimmig eingerichtete Gastraum verströmte eine warme Atmosphäre, die das „Südländische“ farbenfroh transportierte. Spanish Vibes und lockere Atmo
Wer auf LEDs und Plastikblumenverzierung steht, wird hier sicherlich seine uneingeschränkte Freude haben.
Aber auch sonst ließ es sich in der Bar Dénia sehr gut aushalten. Gut, vielleicht nicht dauerhaft auf dem Barhocker, der meine Sitzunterlage am Tresen darstellte, aber an einem der dunklen Holztische bzw. auf den bequem gepolsterten Stühlen mit Sicherheit. Die angenehme Hintergrundmusik machte gute Laune und das Besteckgeklapper mischte sich zusammen mit den Tischgesprächen in gesellig-kulinarisches Wohlgefallen auf…
Die Ankunft der knusprig-scharfen Hühnerflügel riss mich aus dem mir im positiven Sinne spanisch vorkommenden Entschleunigungsprozess. Perfect Wings
Sechs saftige, dem Begriff vom „Fingerlicking Soulfood“ sehr nahekommende „Nageteile“ wurden mir zusammen mit einem gut gefüllten Brotkorb geliefert. Jede dieser pikant gewürzten Knuspereien erfüllte ihren Zweck als Snack und brachte die Papillen in Wallung.
Der Fall war klar, ein zweites Bier musste her. Diesmal aber bitte von der iberischen Halbinsel, was mir eine gut gekühlte Flasche Estrella de Galicia (0,33l für 4 Euro) mit passendem „Cana“ zum „Dessert“ einbrachte. Mein Lieblingsbier aus Spanien
Adäquat vorgeglüht und (noch) sehr gut in der Zeit nahm ich nach dem Begleichen der Rechnung Kurs auf "Omas Küche" in der Hildastraße. Dort spielte das Essen tatsächlich nur eine Nebenrolle, denn die Wiedersehensfreude mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen mündete in einen sehr kurzweiligen, von tollen Gesprächen und gutem Bier geprägten Abend. Einfach sympathisch, dieses Freiburg!
Im September verschlug es mich übers Wochenende nach Freiburg. Nicht alleine, sondern zusammen mit einer reiselustigen Pädagogentruppe im Rahmen unserer letztjährigen Kollegiumsfahrt. Als bekennender Hotelvermeider hatte ich ein Privatzimmer in einem unscheinbaren Mehrfamilienhaus in der Kronenstraße (südwestlich der Altstadt) über ein international bekanntes Buchungsportal gemietet.
Abends stand ein erstes gemeinsames Essen in "Omas Küche" auf dem Programm. Dort erwartete mich neben so manch schmerzlich vermisster Pensionärin – die Ehemaligen gehören bei uns einfach dazu! – eine deftige, gutbürgerliche Küche im... mehr lesen
Bar Dénia | Tapas & Vinos
Bar Dénia | Tapas & Vinos€-€€€Restaurant, Tapasbar076188148060Kirchstraße 70, 79100 Freiburg im Breisgau
4.5 stars -
"Pikant-geflügeltes Vorglühen in einer Freiburger Tapas-Bar, die ihrem Namen alle Ehre machte" GourmägglerIm September verschlug es mich übers Wochenende nach Freiburg. Nicht alleine, sondern zusammen mit einer reiselustigen Pädagogentruppe im Rahmen unserer letztjährigen Kollegiumsfahrt. Als bekennender Hotelvermeider hatte ich ein Privatzimmer in einem unscheinbaren Mehrfamilienhaus in der Kronenstraße (südwestlich der Altstadt) über ein international bekanntes Buchungsportal gemietet.
Abends stand ein erstes gemeinsames Essen in "Omas Küche" auf dem Programm. Dort erwartete mich neben so manch schmerzlich vermisster Pensionärin – die Ehemaligen gehören bei uns einfach dazu! – eine deftige, gutbürgerliche Küche im
Geschrieben am 25.04.2025 2025-04-25| Aktualisiert am
25.04.2025
Besucht am 15.08.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 155 EUR
Seit über 30 Jahren zieht es mich regelmäßig in den heimischen Pfälzerwald. In dieser bergigen Waldlandschaft kann ich beim Wandern oder Klettern komplett abschalten und die Seele baumeln lassen. Gerade in stressigen Zeiten hat die Ruhe dieses riesigen Waldgebiets eine ausgleichende, sehr erholsame Wirkung.
Einen ganz besonderen Reiz übt dabei seit jeher die Gegend südlich des unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegenen Örtchens Notweiler auf mich aus. Von hier aus lassen sich auf einer empfehlenswerten Rundwanderung gleich vier imposante Burgruinen erwandern. Drei davon liegen auf elsässischem Terrain, also in den Nordvogesen.
Tolle Ausblicke, wie z.B. von der hoch über Nothweiler thronenden Ruine Wegelnburg aus, sind garantiert und auch der Felsenweg hinunter zur mittlerweile leider touristisch überstrapazierten Felsenburg „Chateau Fleckenstein“ bietet mit seinen bizarren Sandsteinformationen landschaftliche Highlights. Auch schön, dass man sich nach einem Großteil der Strecke im beliebten Ausflugslokal „Gimbelhof“ stärken kann.
Mitte August machte ich zusammen mit einem befreundeten Arbeitskollegen die rund 9 Kilometer lange Burgentour an der Grenze zwischen der Pfalz und dem Elsass. Für meinen Kollegen war es das erste Mal, dass er hier unterwegs war. Dementsprechend beeindruckt zeigte er sich von dieser abwechslungsreichen Wanderung.
Nach einem ausgedehnten „Boxenstopp“ im „Gimbelhof“ wartete am Abend ein reservierter Tisch auf der Veranda des Restaurants MarCook oben auf dem Söller auf uns. Diese auf ca. 300 m Höhe zwischen den Ortschaften Rumbach und Bundenthal gelegene Freifläche beheimatet ein gleichnamiges Fluggelände mit Betriebszulassung für Motorsegler, Ultraleichtflugzeuge und Segelflugzeuge.
Dieses kulinarische Juwel ist nicht ganz leicht zu finden, aber von Nothweiler aus tatsächlich am besten zu erreichen. Mitten in der Natur also befindet sich das komplett mit dunklem Holz verkleidete, ehemalige Clubhaus des Flugsportvereins Bundenthal-Rumbach e.V., in dem sich das Ehepaar Burkhart 2015 den Traum vom eigenen Restaurant erfüllte.
Wer es bis hierhin „geschafft“ hat, denn erwartet schon beim Zuschlagen der Wagentür das eigentliche Geheimnis dieses idyllischen Fleckens: Entschleunigung! Doch um diesen paradiesischen Zustand auf dem Söller wissen scheinbar nicht nur Einheimische, was eine Reservierung obligatorisch macht. Auch an diesem Abend waren die wenigen Tische auf der Burkhart’schen Veranda schnell komplett besetzt. Es herrschte dennoch eine angenehm lauschige Atmosphäre, in die wir gerne eintauchten.
Wir wurden von der gut gelaunten Hausherrin, Frau Burkhart, freundlich begrüßt und an einem wohlbeschirmten Terrassentisch platziert. Später kam auch noch ihr Mann bei uns vorbei und wir plauderten ein wenig mit ihm. Sympathische Wirtsleute, diese Burkharts. Echte Überzeugungstäter, die ihre „Berufung“ mit viel Freude, Herzblut und Liebe zum Detail ausüben.
Beim Gang zu den Nassräumen durchquerte ich den von Flugzeugmodellen und Fliegerfotos dekorierten Gastraum, der mit einem alten Kachelofen und jeder Menge Naturholz (Mobiliar, Decke, Balken, etc.) auf sich aufmerksam machte. Drinnen
Alles wirkte sauber und gepflegt. Der ehemaligen Nutzung des Gebäudes als Vereinsheim für Sportflieger trug man auf angemessene Art und Weise Rechnung.
Bereits bei unserer Ankunft wurden wir auf die an der Fassade hängende Schiefertafel mit den Empfehlungen aufmerksam. Draußen
Von gegrilltem Oktopus, frischem Schwertfisch, Lachs auf Buchenholz, Meeresfrüchtesalat und Thunfischtatar mit Avocado war da die Rede. Mein bis dahin ahnungsloser Kollege, der hier oben auf dem Söller eine zünftige Pfälzerwaldhütte vermutet hatte, rieb sich verdutzt die Augen. Solch eine maritim-mediterrane Auswahl hätte er hier nie und nimmer erwartet.
Man reichte uns die Karten mit dem kleinen, fein zusammengestellten Standardprogramm. Ein halbes Dutzend Vorspeisen (griechischer Salat, gratinierter Ziegen- bzw. Schafskäse, Antipastiteller und Thunfischtatar) sowie viermal Fleisch und viermal Fisch waren darin als Hauptgerichte vermerkt. Die Entscheidung fiel uns schwer, klang doch ein Gericht verlockender als das andere.
Frau Burkhart ließ uns genug Zeit zum Überlegen und kümmerte sich zuerst um unseren Durst, den wir mit einem Hefeweizen (0,5l für 6,20 Euro) und einer kleinen Flasche Peterstaler Mineralwasser (0,5l für 4,50 Euro) zu stillen gedachten.
Eine gut gekühlte Flasche vom 2023er Weißburgunder „Calcit“ (32,80 Euro) des Birkweiler Top-Weinguts Gies-Düppel sollte dem BBQ-Abend auf der Sommerterrasse mehr als gerecht werden. Gute Kollegen trinken schließlich auch gerne mal einen guten Tropfen zusammen. Die Chefin steckte ihn in eine Kühlmanschette, die eine perfekte Trinktemperatur garantierte. Gut gekühlter Terrassenwein aus der Pfalz
Kurzzeitig spielten wir mit dem Sharing-Gedanken, denn das für zwei Personen ausgerichtete Karree vom Weidelamm und die ebenfalls für zwei hungrige Wanderer konzipierte Iberico Platte mit gegrilltem Filet, Kotelett und Salsiccia versprachen exquisiten Fleischgenuss.
Schließlich gingen wir dann aber doch getrennte Wege, da mich die Erinnerung an den überragenden Meeresfrüchtesalat (24,50 Euro) und das nicht minder geniale Thunfischsteak vom Holzkohlegrill (44 Euro) vom ersten Besuch einholte und mich buchstäblich zur kulinarischen Wiederholungstat zwang. Mein Kollege wagte sich derweil an das 350 Gramm schwere Ribeye-Steak (43,50 Euro), das einen gegrillten Gemüsespieß, Rosmarinkartoffeln und hausgemachten Kräuterbutter zu seinen Begleitern zählte.
Denn auch in Sachen Fleischgenuss kann man dem gelernten Fensterbauer, Küchenchef und Grillmeister Markus Burkhart blind vertrauen. Hier ist wahrlich kein BBQ-Amateur, sondern ein waschechter „Rosteopath“ der guten alten Holzkohle am Werk. Ein mit dem Verständnis für die richtige Hitze gesegneter Brutzelprofi, dem man auf den ersten Blick ansieht, dass er gutes Essen zu schätzen weiß und dem man die Zubereitung eines solchen sofort zutraut.
Jener freundliche Fleisch- und Fischgenosse fragte mich, ob er mir als kleines Add-On das Thunfischsteak mit Rindercarpaccio unterfüttern dürfe, was „selbstverständlich aufs Haus gehe“. Tja, was sollte ich sagen? Wer surft, der turft auch gerne. Und so nahm ich dieses großzügige Angebot dankend an.
Dann harrten wir in freundschaftlich-kollegialer Verbundenheit bei sehr gutem Wein und noch besseren Tischgesprächen der Leckereien, die nach angenehmer Wartezeit folgen sollten. Den Auftakt machte mein Meeresfrüchtesalat, der mit einer respektablen Menge frischer, qualitativ hochwertiger Weich- und Krustentiere für Aufsehen sorgte. Meeresfrüchtesalat zum Niederknien!
Perfekt im Biss und puristisch in der Anrichtung war das ein maritimer Leckerbissen auf ganz hohem Niveau. Hervorragend – mal wieder – der Pulpo, dessen zarte, aber dennoch festfleischig-elastische Konsistenz die Grillkompetenz von Meister Burkhart eindrucksvoll unterstrich. Pulpo in Bestform!
Aber auch die Sepiastücke und die Black Tiger Garnelen zeugten von hervorragender Qualität und fachmännischer Garung.
Zusammen mit der leichten Zitronenfrische, der aromatischen Pfütze Olivenöl, dem jodig-würzigen Algensalat und dem knackigen Blattbouquet ergab das einen perfekt marinierten, von angenehmer Säure geprägten Meeresteller der allerbesten Sorte. Auch mein Kollege, den ich selbstverständlich davon kosten ließ, zeigte sich von der Qualität dieses kulinarischen Kurzurlaubs ans Mittelmeer begeistert. Der alte Hafen von Marseille lag kurzzeitig auf einer Hochebene inmitten des Pfälzerwaldes. Das gibt’s doch nicht, das kann nicht sein! Aber wenn ich es doch sag…
Nach einer Weile durften wir beide endlich zu Messer und Gabel greifen. Dass es im MarCook manchmal etwas dauern kann, bringt ein ausgelasteter „Zwei-Mann“-Betrieb eben mit sich. Wir hatten zwar keine Eile, aber nach dem Wandern ordentlich Hunger und so war die Freude groß, als sich unsere Hauptspeisen im Anflug befanden.
Das stattliche Ribeye-Steak des Kollegen kam mit betörendem Grilldunst im Gefolge und teilte sich mit einem leicht „gebrandmarkten“ Gemüsespieß den Teller. Die lediglich mit etwas Meersalz verfeinerten, knusprig gegrillten Rosmarinkartoffeln wurden in einer kleinen Tonschale geliefert. Rosmarinkartoffeln vom Grill
Auch unsere beiden, mit schmackhaftem Essig-Öl-Dressing angemachten Beilagensalate waren auf Extratellern angerichtet. Frisches Beilagengrün mit köstlichem Essig-Öl-Dressing
Während sich mein Gegenüber seinen ultrasaftigen, exakt im gewünschten Gargrad vom Grill geholten Fleischquader aber sowas von gut schmecken ließ, Stattliches Ribeye mit Gemüsespieß direkt vom Holzkohlegrill
widmete ich mich dem nur kurz angegrillten (nicht mal „mi-cuit“…) und deshalb im Inneren noch rohen Center Cut vom Yellow Fin Tuna. Unter seiner schwarzen Sesamhülle lauerte saftig-rotes Rohfischvergnügen in geradezu bestechender Sashimi-Qualität. Das Thunfischsteak im Sesammantel auf Rindercarpaccio
Auch der darunter ausgebreitete Carpaccio-Teppich bereitete dem Gaumen große Freude. Er stellte sich hauchzart in den Dienst des Prachtfischs, indem er förmlich auf der Zunge zerging und das feine, leicht jodige Aroma des Protagonisten um ein paar herzhafte Nuancen erweiterte.
Den Rest erledigten die vom Holzkohlegrill erzeugten Röstaromen, die in Zusammenspiel mit dem nussigen Sesam und etwas Salz und Pfeffer (in genau der richtigen Dosierung) für ein vollmundiges Mundgefühl sorgten. Da war der Gaumenorgasmus quasi vorprogrammiert. Noch Fragen?....
Oder weniger affektiv formuliert: ganz großes Meereskino, das den nicht gerade niedrigen Preis locker rechtfertigte. Die Kombination aus feinster Flossenware und kompetentem Grillhandwerk ging voll auf, was zu einem der besten Fischteller, die ich vergangenen Jahr genießen durfte, führte.
Ähnlich euphorisch klang auch mein Partner in Dine, der sein fein marmoriertes Entrecôte in vollen Zügen genoss. Dem Entrecôteur war es nicht zu schwör...
Vielleicht wäre dazu ein leicht gekühlter Portugieser Rotwein „S“ vom Stiftsweingut Meyer aus Gleiszellen die bessere Begleitung gewesen. Aber auch der Weißburgunder aus Birkweiler konnte als respektabler Sommerwein zum BBQ überzeugen.
Die tiefstehende Abendsonne ließ die Veranda des MarCook erstrahlen. Auf dieser Terrasse möcht' ich rasten, wie die Sau am Futterkasten!
Die Sitzfleisch beweisende Stammklientel hielt noch aus, während wir uns um rund 160 Euro erleichtert – nur Barzahlung ist hier oben möglich (!) – auf den Heimweg in flachere Gefilde (= Rheinebene) machten. Mein rechtsrheinischer Kollege musste schließlich noch ins geliebte „Badnerland“ zurück…
Wir waren uns beide einig, dass es wohl kaum einen besseren Ort für ein genussvolles Barbecue nach dem Wandern hätte geben können. Wer einmal in dieser schönen Gegend weilt und einfach für ein paar Stunden den „Stecker“ ziehen möchte, ist bei den Burkharts auf dem Söller jedenfalls sehr gut aufgehoben.
Man wird freundlich und zuvorkommend bedient und die Qualität der von Meisterhand gegrillten Fisch- und Fleischpreziosen ist nach wie vor phänomenal. Dass es mit dem Essen manchmal etwas länger dauern kann, werte ich wohlwollend als Teil des Entschleunigungskonzepts. Schade nur, dass diese „Praxis“ für fachmännisch angewandte „Rosteopathie“ etwas weit weg „vom Schuss“ liegt. Oder wie die einheimischen Stammgäste sagen würden: Gott sei Dank…
Seit über 30 Jahren zieht es mich regelmäßig in den heimischen Pfälzerwald. In dieser bergigen Waldlandschaft kann ich beim Wandern oder Klettern komplett abschalten und die Seele baumeln lassen. Gerade in stressigen Zeiten hat die Ruhe dieses riesigen Waldgebiets eine ausgleichende, sehr erholsame Wirkung.
Einen ganz besonderen Reiz übt dabei seit jeher die Gegend südlich des unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegenen Örtchens Notweiler auf mich aus. Von hier aus lassen sich auf einer empfehlenswerten Rundwanderung gleich vier imposante Burgruinen... mehr lesen
MarCook - Das Restaurant am Söller
MarCook - Das Restaurant am Söller€-€€€Restaurant06394 9215757Flugplatz 1, 76891 Bundenthal
4.5 stars -
"Entschleunigende „Rosteopathie“ in der Bundenthaler BBQ-Bastion oben am Söller" GourmägglerSeit über 30 Jahren zieht es mich regelmäßig in den heimischen Pfälzerwald. In dieser bergigen Waldlandschaft kann ich beim Wandern oder Klettern komplett abschalten und die Seele baumeln lassen. Gerade in stressigen Zeiten hat die Ruhe dieses riesigen Waldgebiets eine ausgleichende, sehr erholsame Wirkung.
Einen ganz besonderen Reiz übt dabei seit jeher die Gegend südlich des unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegenen Örtchens Notweiler auf mich aus. Von hier aus lassen sich auf einer empfehlenswerten Rundwanderung gleich vier imposante Burgruinen
Besucht am 06.08.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 103 EUR
Was für den Saarlöwen der „Landgenuss“ von Cliff Hämmerle und den GG-Kollegen aus Bergisch Gladbach die Rademacher’sche Cuisine in Köln bedeutet, ist für uns das Landrestaurant „Hardtwald“ der Familie Gehrlein.
Wenn ich meiner Frau eine kulinarische Freude bereiten möchte, dann reserviere ich dort einen Tisch und fahre mit ihr in das an einem ehemaligen Rheinmäander gelegene, keine 2000 Einwohner zählende Örtchen Neupotz in der Südpfalz.
Die beiden anderen Gaumenoptionen – der alteingesessene „Karpfen“ und Manfred Kregers „Lamm“ – liegen im Ortskern, während sich Martin Gehrleins Restaurants etwas außerhalb im namensgebenden Ortsteil Hardtwald befindet.
In den auf diesem Portal bisher veröffentlichten, fast schon enzyklopädische Ausmaße annehmenden Reportagen hat sich ein „ehemaliger User“ derart detailliert mit der Historie und dem Ambiente dieses beliebten familiengeführten Landgasthofes beschäftigt, dass ich auf ausführliche Beschreibungen des dort herrschenden „Drumherums“ gerne verzichte.
Es sei lediglich angemerkt, dass seine „Alte Mühle“ – Gehrleins Zweitlokal vor den Toren des Nachbarortes Rheinzabern – aufgrund der prekären Personalsituation den „echten“ Restaurantbetrieb noch nicht wieder aufgenommen hat und sich daran auch in absehbarer Zeit nichts ändern wird.
Jedoch besteht in dem vor ca. zweieinhalb Jahren dort eingezogenen, ebenfalls seinen Namen tragenden „Landhauskaffee“ wenigstens die Möglichkeit auf ein leckeres Frühstück oder ein gutes Stück Kuchen.
Meine Schwester passte an jenem warmen Dienstagabend Anfang August auf unser Töchterchen auf. Somit stand einem entspannten Abendessen für Zwei auf der hübsch angelegten Terrasse des nach wie vor mit einem Bib Gourmand ausgezeichneten Pfälzer Vorzeigelokals nichts mehr im Wege. Um 18 Uhr erwartete uns ein reservierter Tisch unter freiem Himmel.
Frau Gehrlein und eine weitere Dame zeichneten sich für den Service verantwortlich. Nach einer herzlichen, von echter Wiedersehensfreude zeugenden Begrüßung durch die Chefin durften wir draußen auf der Veranda Platz nehmen und die Abendsonne genießen.
Bereits das Vorspeisenprogramm ließ mit einer ganzen Reihe ambitioniert klingender Gerichte aufhorchen. Beim gerösteten Romanasalat mit Coppa di Parma und Tomate an Sauerrahmvinaigrette (12 Euro) wurde schließlich meine Liebste schwach. Mich reizte dagegen die mit altem Gouda veredelte Rote Bete Sülze an Kräuteröl und gewürztem Kefir (12 Euro). Das klang nach einem genauso spannenden wie sommerlichen Auftakt.
Beim Hauptgang blieb meine Frau ihrer vegetarischen Linie treu und bestellte die geschmorte BBQ-Aubergine mit Grillgemüse, Ziegenfrischkäse und Rosmarin-Kartoffeln (22 Euro), während ich meiner Lust auf Fisch mit dem auf der Haut gebratenen Zander aus dem Ijsselmeer an Schnippelbohnen und Pfifferlingen (32 Euro) nachgab. Auf die dazu servierten, hausgemachten Gnocchi freute ich mich besonders.
Eine Flasche Mineralwasser der Marke „Teinacher“ (0,5l für 4,90 Euro) und ein trockener Weißburgunder aus der Pfalz (0,25l für 6,50 Euro) wurden flott geliefert. Eine weitere Flasche vom sprudelnden Nass aus Bad Teinach-Zavelstein (Schwarzwald) sollte sich später noch hinzugesellen. Angenehm durstbefreit harrten wir der Vorspeisen, die nach angemessener Wartezeit serviert wurden.
Hochwertiger Parmaschinken sorgte beim gerösteten Romanasalat für die nötige Würze. Knackige Radieschen, Karottenröllchen, frische Kapernäpfel und Cocktailtomaten in verschiedenen Farben waren mehr als nur frisches Beiwerk. Sie werteten das sommerliche Ensemble auch optisch gehörig auf. Gerösteter Romanasalat mit Coppa di Parma und Tomate an Sauerrahmvinaigrette
Zusammen mit der fein abgeschmeckten Sauerrahmvinaigrette ergab das einen 1a-Terrassenteller für den lauen Augustabend. Die leichten Röstaromen des Salats setzten sich mit dem Prosciutto di Parma ins beste Benehmen. Ein tolles Beispiel dafür, dass auch Rustikales manchmal so fein schmecken kann. Besonders wenn die Komponenten so stimmig ineinandergreifen wie das hier der Fall war. Meine Gattin war jedenfalls sehr begeistert.
Nun, ich bin wirklich kein ausgewiesener „Beetnik“ und bereits die Bestellung der roten Rübensülze hatte bei meiner Frau für Verwunderung gesorgt. Aber das, was Martin Gehrlein aus dem erdig-aromatischen Wintergemüse und seiner akkurat arrangierten Entourage gebastelt hatte, war nicht nur ein von hübschen Farbkontrasten geprägter Hingucker, sondern auch geschmacklich aller Ehren wert. Mit altem Gouda veredelte Rote-Bete-Sülze an Kräuteröl und gewürztem Kefir
Für den Zugriff am Gaumen zeichnete sich der fein geraspelte, alte Gouda verantwortlich. Dieser bildete zusammen mit Karottenröllchen, Gouda-Chips, eingelegten Maiskölbchen und gepickelter roter Bete einen kleinen, heiteren Kranz, dessen kreisringförmige Basis aus purpurroter Rübensülze bestand.
Ein (unter anderem) mit Kräuteröl gewürzter Kefir umspülte diese farblich und texturell sehr abwechslungsreiche Formation. Das von erdiger Würze, süffiger Frische und zurückhaltender Säure bestimmte Arrangement war wie geschaffen für einen warmen Sommerabend. Ein rundum gelungener Auftakt im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich war sehr gespannt auf meinen Fischteller, denn nicht nur in Neupotz und Umgebung weiß man, dass das „Zandern“ seit jeher der Gehrleins Lust ist. Und dieser stattliche Vertreter aus der Familie der Barsche landete sogar gänzlich unfrittiert und komplett ohne Panierung auf der zeitgemäßen Keramik. Auf der Haut gebratener Zander aus dem Ijsselmeer an Schnippelbohnen und Pfifferlingen
Eine ansehnliche Tranche des im holländischen Ijsselmeer geangelten Süßwasserfisches thronte mit röscher, beherzt gewürzter Haut auf einem kurz durch die Pfanne geschleusten Gefolge aus perfekt sautierten Pfifferlingen, geschnippelten Bohnen und Tomatenstücken. Eine aufgeschäumte Beurre-Blanc-Pfütze band das frische Saisongemüse süffig ein. Das war definitiv kein „Verlegenheits-Grün“, was da unter dem Schuppentier lauerte.
Einziger kleiner Malus dieses ansonsten tadellosen Tellers war die Tatsache, dass der Zander noch etwas saftiger hätte ausfallen dürfen. Aber das war Jammern auf hohem Niveau, das spätestens beim Verzehr der fluffigen Gnocchi wieder eingestellt wurde. Die in der Butterpfanne kurz angebrutzelten Kartoffelnocken stimmten mehr als versöhnlich. Schön, dass man hier nach wie vor auf die kleinen Beilagenfreuden Wert legt. Hausgemachte Gnocchi
Einfallsreich und lecker zu Porzellan gebracht, wirkte auch der vegetarische Grillteller, den sich meine Frau mit Genuss einverleibte. Diverse, mit ausreichend Röstaromen versehene Knackigkeiten aus dem saisonalen Gemüsegarten fanden im cremigen Ziegenfrischkäse ihren kongenialen Partner. Die mit BBQ-Sauce bestrichene Aubergine geriet dagegen butterweich. Ein vielseitiges Fest für Fleisch- und Fischverzichter. Geschmorte BBQ-Aubergine mit Grillgemüse, Ziegenfrischkäse und Rosmarin-Kartoffeln
Zum süßen Ausklang durfte es (mal wieder) das Schokosorbet mit selbstgemachtem Eierlikör auf nussiger Schoko-Erde (9 Euro) sein. Dieser zartschmelzenden Versuchung konnten und wollten wir nicht widerstehen. Zumal das intensiv nach Schokolade schmeckende Sorbet weder zu süß noch zu mächtig ausfiel und von vollreifen, roten Früchten (Brombeere, Erdbeere) stimmig begleitet wurde. Schokosorbet mit selbstgemachtem Eierlikör auf Schoko-Erde
Martin Gehrleins familiär geführtes Landrestaurant im Neupotzer Ortsteil Hardtwald bleibt unsere nahegelegene Lieblingsadresse für die kleinen kulinarischen Alltagsfluchten. Der sympathische Küchenchef setzt auch weiterhin auf die Qualitäten relativ einfacher Produkte und Zutaten, die er gerne auch aus der näheren Umgebung bezieht, aber zugleich weltoffen und einfallsreich auf die Teller bringt. Mögen ihm die guten Ideen auch in Zukunft nicht ausgehen.
Ich wünsche der Familie Gehrlein für die Zukunft alles Gute und vor allem weniger Personalsorgen. Verdient hat es dieses liebenswerte, sich vom gewöhnlichen Schnitzelmainstream abhebende Neupotzer Heimatjuwel allemal.
In Zeiten, in denen solche kulinarischen Kleinode mehr und mehr von der gastronomischen Landkarte verschwinden, sind Traditionslokale wie der „Hardtwald“ gar nicht hoch genug einzuschätzen. Dass man für das Gebotene die Preise auf Normalniveau anheben musste, versteht sich dabei von selbst. Sie sind jedoch keinesfalls überzogen.
Was für den Saarlöwen der „Landgenuss“ von Cliff Hämmerle und den GG-Kollegen aus Bergisch Gladbach die Rademacher’sche Cuisine in Köln bedeutet, ist für uns das Landrestaurant „Hardtwald“ der Familie Gehrlein.
Wenn ich meiner Frau eine kulinarische Freude bereiten möchte, dann reserviere ich dort einen Tisch und fahre mit ihr in das an einem ehemaligen Rheinmäander gelegene, keine 2000 Einwohner zählende Örtchen Neupotz in der Südpfalz.
Die beiden anderen Gaumenoptionen – der alteingesessene „Karpfen“ und Manfred Kregers „Lamm“ – liegen im... mehr lesen
4.5 stars -
"Das „Zandern“ ist des Gehrleins Lust" GourmägglerWas für den Saarlöwen der „Landgenuss“ von Cliff Hämmerle und den GG-Kollegen aus Bergisch Gladbach die Rademacher’sche Cuisine in Köln bedeutet, ist für uns das Landrestaurant „Hardtwald“ der Familie Gehrlein.
Wenn ich meiner Frau eine kulinarische Freude bereiten möchte, dann reserviere ich dort einen Tisch und fahre mit ihr in das an einem ehemaligen Rheinmäander gelegene, keine 2000 Einwohner zählende Örtchen Neupotz in der Südpfalz.
Die beiden anderen Gaumenoptionen – der alteingesessene „Karpfen“ und Manfred Kregers „Lamm“ – liegen im
Geschrieben am 01.04.2025 2025-04-01| Aktualisiert am
01.04.2025
Besucht am 04.08.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 119 EUR
Auf dem Rückweg von unserem Sommerurlaub in Nordholland machten wir für eine Nacht Station in Mönchengladbach. Wir bezogen ein kleines, modern eingerichtetes Apartment in der Fliethstraße, einer südlich des Zentrums verlaufenden Hauptverkehrsader. Von hier aus war es nur ein kleiner Spaziergang in das von Domenico Sepe (und seinem Team) seit 1991 betriebene Ristorante „Michelangelo“. Gladbacher Italo-Institution von außen betrachtet
Mit einem kurzen Anruf hatte ich uns zuvor einen Tisch gesichert. Die auf der Homepage abrufbare Speisenkarte las sich äußerst appetitanregend. Eine feine, mit Bedacht zusammengetragene Auswahl an italienischen Genüssen, die anscheinend auch von den Spielern und Funktionsträgern des Erstligavereins Borussia Mönchengladbach sehr geschätzt werden, listete das übersichtlich angelegte Speisenrepertoire.
Apropos Schwarz-Weiß-Grün, auf die Verbindung zum prestigeträchtigen Traditionsclub ist man im „Michelangelo“ ganz besonders stolz. Dass hier immer mal wieder amtierende oder ehemalige „Borussen“ auftauchen – auch Berti Vogts scheint ab und zu mal vorbeizuschauen – und dem Inhaber gerne ihre signierten Trikots spendieren, lässt sich in gerahmter Form an den Wänden begutachten.
Ein von allen Spielern unterschriebenes Bild vom ausverkauften Borussia-Park als Erinnerung an das Championsleague-Spiel 2015 gegen Manchester City hing quasi direkt neben meinem Platz. Schwarz-Weiß-Grün verpflichtet!
Dass die Betreiber ihre neapolitanischen Wurzeln nicht leugnen, wurde von einer Flasche Falanghina Del Sannio mit auffälligem, SSC-Napoli-blauen Etikett, die als weißweingewordene Hommage an die Fußballlegende Diego Armando Maradona selbstverständlich aus Kampanien stammte (Weingut Caputo 1890), versinnbildlicht. Diego aus der Flasche
Die Preise für Speis und Trank lagen – dem guten Ruf des Lokals sowie der Frische und Qualität der verwendeten Produkte geschuldet – entsprechend höher, tendierten aber noch nicht ins völlig Unverschämte. Die Umgebung rund um das gepflegte, noch immer im schicken 90er-Jahre-Gewand steckende Restaurant ist nicht besonders ansehnlich. Da tat bereits der Eintritt in den geschmackvoll eingerichteten Gastraum richtig gut.
Drinnen grüßten großformatige Schwarz-Weiß-Fotos aus der italienischen Heimat von den Wänden. Auf gefliestem Untergrund passierten wir den vorderen (größeren) Gastraum, durch dessen Glasfront der Blick nach draußen fällt. Nach kurzer, nicht besonders freundlicher Begrüßung wurden wir weiter hinten im Korridor, der zur rückseitig gelegenen Außenterrasse führte, platziert. So saßen wir in unmittelbarer Nähe zum Ausschanktresen und bekamen auch das Gewusel der Servicekräfte aus nächster Nähe mit. Im Borussen-Korridor
Der Vorteil dieses im Durchgang befindlichen und dadurch recht geschäftigen Platzes war die gute Erreichbarkeit der stets präsenten Kellnerschaft rund um den dauergestressten Padrone, dessen Miene sich lediglich beim Anblick unserer „Bambina“ etwas erhellte. Domenico Sepe, der einen aufmerksamen, ständig unter Strom stehenden Wirt der alten italienischen Serviceschule verkörperte, wirkte an jenem Abend sichtlich genervt.
Von Rückfragen oder kleineren Abänderungen beim Bestellen sahen wir dann auch ab. Wir wollten dieses fragile Konstrukt aus quirliger Gastfreundschaft und geflissentlicher Ignoranz nicht über Gebühr strapazieren. Schließlich gehört solch latent herablassendes Serviergehabe bei italienischen Bediensteten, die etwas auf sich halten, zum „guten“ Ton. Einfach gekonnt, wie hier ein Gästewunsch über-, dort einer aus heiterem Himmel plötzlich erhört wurde. Wobei das jetzt schlimmer klingt, als es im Endeffekt war.
Da soll sich der in den Feinheiten südländischer Gepflogenheiten meist fremde Deutsche ruhig mal ein wenig in Zurückhaltung üben – auch (oder gerade?) im eigenen Land. Ungewohnt devot bestellte ich in der Folge eine Flasche Mineralwasser (Taunusquelle „medium“) für mondäne 7 Euro, eine kleine Apfelschorle (3 Euro) für das Töchterchen und ein süffiges Peroni-Bier aus der Flasche (0,33l für 3 Euro). Später sollte sich noch ein Glas Primitivo (0,2l für 7,50 Euro) aus dem offenen Weinausschank dazugesellen.
Dann galt es zwischen fünf Vorspeisen, sechs Pastagerichten, drei Fischtellern und drei Offerten von der Fleischtafel auszuwählen. Mein Hunger war beträchtlich, weshalb ich zwischen Vor- und Hauptspeise noch ein paar Nudeln als Zwischengang einschob. Generell sollte man hier zur Sättigung mindestens zwei Gänge einplanen. Der Grundsatz „Klein, aber fein“ gilt nämlich auch für die Vorspeisen- und Pastaportionen.
Vorweg durften es ruhig die gebratenen Garnelen auf dicken weißen Bohnen (16,50 Euro) sein. Danach wählte ich das „Signature Dish“ des Hauses, die zuvor im Parmesanlaib geschwenkten Tagliolini mit frischem, schwarzen Sommertrüffel (21,50 Euro), um schließlich mit der Tagesempfehlung, einer stattlichen Lammhaxe aus dem Ofen mit reichlich Jus und Kartoffelpüree (36,50 Euro) zu enden. Da hatte ich mir mal so richtig was vorgenommen.
Meine beiden Damen gaben sich dagegen mit deutlich weniger zufrieden. Bei der Gattin machten die Penne Arrabiata mit frischer Salsiccia (15 Euro) das Rennen, während dem Töchterchen „formell“ die gleiche Nudelgunst zu Teil wurde. Ihre Röhrchenpasta mit schräg abgeschnittenen Enden wurde jedoch (auf unseren Wunsch) lediglich mit einer Tomatensauce veredelt, was mit 10 Euro zu Buche schlug.
Mit ein paar Scheiben belanglosen Weißbrots und etwas Butter vertrieben wir uns den ersten Hunger. Lange musste ich aber gar nicht auf meine Garnelen warten. Drei aus ihrem Panzer befreite, sehr saftige Exemplare ordentlicher Sortierung hatten es sich auf einem süffig unterfütterten Bohnenbett bequem gemacht. Gebratene Garnelen auf dicken, weißen Bohnen
Die Köpfe hatte man dankenswerter Weise drangelassen. Das Auszuzeln ihres jodig-süßlichen Inneren war mir die reinste Freude. Ein kleines, aber äußerst schmackhaftes Fest für Krustentierfreunde, bei dem auch die Bohnen nicht zu dick auftrugen und sich fein abgeschmeckt in den Dienst der Meeresfrüchte stellten. Kann man so machen...und essen!
Unser Töchterchen bekam ihre Penne mit Tomatensugo etwas früher, was wir dem Service dankten. Meinen Tagliolini wurde auf einem extra herangebrachten Tischchen der letzte Parmesanschliff verliehen. Hier wird gerne öffentlich parmesaniert...
Mit einem entsprechenden Werkzeug wurden sie anschließend großzügig mit Trüffelscheibchen übernobelt. Das duftete bereits beim Anrichten unverschämt lecker. Frische Tuber-Ware vom Nobel-Hobel
Die irgendwo zwischen Tagliatelle und Capellini anzusiedelnden, dünnen Bandnudeln zierten in bester „Al-Dente-Manier“ die Tiefen meines Tellers. Knollenpilz und Parmesan katapultierten das einfache Nudelgericht in köstliche Höhen. Tagliolini aus dem Parmesanlaib mit schwarzem Trüffel
Ich genoss jeden „Gabelwickel“ dieser spitzenmäßig ins Porzellan gebrachten Wohlfühlpasta aus dem Hause „Überschmeck“. Selbst meine Frau musste die Qualität dieses Wonnetellers – wenn auch nicht ganz neidlos – anerkennen. Schmacko-Pasta
Ihre mit Salsiccia veredelten Penne Arrabiata kamen aber auch mit ganz viel „Schmackes“ in die etwas mickrig wirkende Porzellanmulde ihres breitrandigen Pastatellers. Gut, dass ihr Hunger an jenem Abend nicht allzu groß war, denn die Nudelportion war es definitiv nicht. Geschmacklich gab es dagegen nicht das Geringste auszusetzen. Penne arrabiata mit frischer Salsiccia
Der Tomatensugo spielte im genau richtigen Verhältnis aus Süße und Säure seine auf langes Einköcheln zurückzuführenden Trümpfe am Gaumen aus. Den Rest erledigte Captain Chili in feuriger Absicht. Einfach, aber so gut. Nur halt eben keine Hauptspeise, sondern eine übersichtlich arrangierte Primi Piatti.
Meine beiden Damen traten nach ihren Pastagerichten den geordneten Rückzug in Richtung Apartment an. Das Töchterchen war sehr müde und meine Frau von ihrer scharfen Miniatur-Pasta sichtlich bedient.
Zur bald servierten Lammhaxe ließ ich mir als entspannter Alleinesser einen durchaus brauchbaren Primitivo kommen. Mit Sauce und Schmorgemüse hatte man bei dem stattlichen Fleischgericht definitiv nicht gespart. Auch die Menge an fein gebuttertem Kartoffelpüree konnte sich durchaus sehen bzw. essen lassen. Geschmorte Lammhaxe (als Tagesempfehlung) aus dem Ofen auf Kartoffelpüree
Aber was war das? Das Lammfleisch hatte den Ofen zwar in wunderbar mürbem, aber leider auch deutlich zu kaltem Zustand verlassen. Auf meine Reklamation hin wurde jedoch schnell und professionell reagiert, so dass ich bald den Unterschenkel vom neuseeländischen Lamm in angenehmer Speisetemperatur genießen konnte. Wahrlich keine laxe Haxe!
Fond, Rotwein, Gemüse und Co. hatten zuvor den Schmorklassiker mit reichlich Geschmack ausgestattet und nebenbei zu einer zum Teller ablecken feinen, nach ehrlichem Handwerk schmeckenden Sauce geführt. Auch das Püree war über jegliche gustatorischen Zweifel erhaben und konnte besonders in Verbindung mit der dunklen Schmortunke glänzen. Dazu ein Schlückchen Primitivo und der Abend war gerettet.
Auf ein Dessert verzichtete ich dankend. Nach der mächtigen Haxe ging wirklich nichts mehr rein. Ich aber um 120 Euro erleichtert hinaus auf die Lüpertzender Straße, um mit einem „Absacker-Bierchen“ an der Ecke den Abend in Mönchengladbach wohlgehopft ausklingen zu lassen.
Das „Michelangelo“ hat zwar nicht durchgängig brilliert, war aber doch eine gute Adresse für ein leckeres italienisches Abendessen, bei dem die Pizza nicht wirklich vermisst wurde. Und wo es Berti Vogts und den Gladbacher Borussen schmeckt, geht auch ein „Roter Teufel“ aus der Pfalz nicht unzufrieden nach Hause. Die Preise für das Gebotene sind hier gerade noch zumutbar. Der Service nur bedingt. Trotzdem oder gerade deswegen: ein lässiger Laden.
Auf dem Rückweg von unserem Sommerurlaub in Nordholland machten wir für eine Nacht Station in Mönchengladbach. Wir bezogen ein kleines, modern eingerichtetes Apartment in der Fliethstraße, einer südlich des Zentrums verlaufenden Hauptverkehrsader. Von hier aus war es nur ein kleiner Spaziergang in das von Domenico Sepe (und seinem Team) seit 1991 betriebene Ristorante „Michelangelo“.
Mit einem kurzen Anruf hatte ich uns zuvor einen Tisch gesichert. Die auf der Homepage abrufbare Speisenkarte las sich äußerst appetitanregend. Eine feine, mit Bedacht zusammengetragene Auswahl... mehr lesen
Restaurant Michelangelo
Restaurant Michelangelo€-€€€Restaurant, Biergarten02161208583Lüpertzender Str. 133, 41061 Mönchengladbach
4.0 stars -
"Gladbacher Italo-Institution, in der Gutes seinen hohen, aber (noch) nachvollziehbaren Preis hat" GourmägglerAuf dem Rückweg von unserem Sommerurlaub in Nordholland machten wir für eine Nacht Station in Mönchengladbach. Wir bezogen ein kleines, modern eingerichtetes Apartment in der Fliethstraße, einer südlich des Zentrums verlaufenden Hauptverkehrsader. Von hier aus war es nur ein kleiner Spaziergang in das von Domenico Sepe (und seinem Team) seit 1991 betriebene Ristorante „Michelangelo“.
Mit einem kurzen Anruf hatte ich uns zuvor einen Tisch gesichert. Die auf der Homepage abrufbare Speisenkarte las sich äußerst appetitanregend. Eine feine, mit Bedacht zusammengetragene Auswahl
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Da wollte meine Gattin schon immer mal mit mir hin. Also flugs ein paar Rheinmetall-Aktien verkauft (Joke!), im unweit des Hauptbahnhofs gelegenen Meininger Hotel ein einfaches, aber sauberes Zimmer für zwei Nächte klargemacht und mit der Deutschen Bahn („sänk ju for träwelling…“) in Richtung „Kurpfalzperle“ getuckert.
Ach ja, ich hatte auch noch einen gegen viele tausend Prämienpunkte eingetauschten Gastroguide-Gutschein, dessen schiere Existenz selbst langgediente Portalpatrioten nach wie vor für einen Mythos halten, vom angesagten NEO-Restaurant, das im noch recht jungen Stadtteil Bahnstadt auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs ansässig ist, in meiner Schreibtischablage gefunden.
Da hieß es das Angenehme mit dem noch Angenehmeren verbinden und bequem über deren Homepage einen Tisch für drei Personen für Freitagabend um 18 Uhr reservieren. Den vorgegeben Zeitrahmen von zwei Stunden konnten wir locker einhalten, da unsere Jüngste nicht allzu spät ihren Matratzenhorchdienst (Schlafrhythmus – gerade bei Kleinkindern so wichtig!) antreten sollte.
Mit Kind und Kegel bzw. Frau ging es dann per pedes in Richtung Halle02, einem Kultur- und Konzerthaus neben dem sich seit dem Frühjahr 2016 der bereits von außen sehr ansprechend illuminierte Trendschuppen für junggebliebene, finanziell besser situierte Zeitgeistgaumen befindet.
Der Trockenreifeschrank am Eingang präsentierte gut Abgehangenes von der Kuh. Gut Rind will schließlich Weile haben! Und dem ankommenden Gast soll gleich klargemacht werden, dass man hier auf gutes Fleisch (mit Herkunftsnachweis) Wert legt.
So sympathisch ging es dann auch weiter. Wir wurden mit humorvoller Freundlichkeit empfangen und zu unserem Tisch nach hinten in die „Holzabteilung“ geführt. Das stylish eingerichtete Innere versprühte lässiges Großstadt-Flair.
Wandfluter und Lichterzweige sorgten für ein nicht allzu helles Maß an Beleuchtung. Mit anderen Worten: ein geradezu perfektes Ambiente fürs erste Date. Der in der Nähe wohnende Sohnemann eines bekannten Community-Mitglieds würde dies garantiert bestätigen.
Jener, als gemütliches Chalet umfunktionierte „Wintergarten“, hatte dank der temporär eingezogenen, aus hellem Holz geschnitzten Wände zwar genügend alpenländisches Flair zu bieten,
konnte aber leider die Novemberkälte nicht vollends verbannen. Meine Frau beklagte sich über einen zwar leichten, aber doch beständigen Luftzug, der entweder auf mangelhafte Isolation oder eine zu stark eingestellte Klimaanlage zurückzuführen war.
Ansonsten gefiel es uns das lauschige Hütten-Ambiente ausgesprochen gut. Die Kleine konnte sich auf der bequem gepolsterten Wandbank räkeln. Genügend Kissen standen auch zur Verfügung. Der Nebentisch im Eck wurde erst später okkupiert. Die Kurpfalz-Fraktion auf der anderen Seite verhielt sich weitgehend manierlich. Beste Voraussetzungen also für einen genüsslichen Abend im Kreise meiner Allerliebsten.
Für den „lauten“ Liter NEO H-Zwei-O werden mittlerweile 6,50 Euro verlangt. Wer kostbares Heidelberger Leitungswasser aufsprudelt, soll schließlich auch etwas daran verdienen. Die leidige Getränkepreisdiskussion hat Borgi in seinem 2022er NEO-Report schon hinreichend geführt. Ich bin da ganz seiner Meinung.
Warum denn immer nur die Global-Blubber-Player unterstützen, wenn man mit ein paar Euro nicht nur den eigenen Durst adäquat bekämpfen, sondern auch den Laden ein wenig mitsubventionieren kann? Wer heutzutage über unverhältnismäßige Getränkepreise schimpft, der sollte mal an die stark gestiegenen Betriebskosten denken, bevor er sich von „Lieferando“ (oder Uber Eats) Pizza, Sushi oder Kebap bis vor die Haustür bringen lässt.
Auch die Apfelsaftschorle (0,3l für 5,50 Euro) für die Kleine, das alkoholfreie Welde No1 aus der Flasche (0,33l für 4 Euro) für die Große und das anscheinend sehr langsam gezapfte, ebenfalls von der Kurpfälzer Brauerei Welde stammende „No1 Slow Beer Pils“ (0,5l für 6 Euro) wurden nicht gerade zu Freundschaftspreisen ausgeschenkt, gingen aber auch nicht ins preislich Unverschämte.
Dass ich vor ein paar Wochen in Marseille für meinen Pastis 51 zum Aperitif nur die Hälfte hingelegt habe – geschenkt!
Die 7 Euro für die mit Eiswürfeln und Wasser in eine milchig-aromatische Anis-Infusion verwandelte Spirituose aus dem Süden Frankreichs waren definitiv gut angelegt. Spätestens nach diesem Seelenwärmer fühlte ich mich für so ziemlich jede kulinarische „Schandtat“ bereit.
Und derer sollten einige folgen. Doch zuvor versorgte man uns mit adressatenbezogenem Kartenmaterial. Das Töchterchen erhielt die Kinderkarte im Ausmalformat samt hölzernem Buntstiftsortiment und widmete sich fortan ihrer farbigen Ausgestaltung. Eine wirklich nette Idee, die uns ein wenig Zeit zum Schmökern in der Speisenliteratur gab.
Immer zu kleinen Späßen aufgelegt und dabei gerne auf die Wünsche unserer Kleinen eingehend, agierte der Service selbst unter Stress mit Herz und kinderfreundlicher Zugewandtheit. Wir als Eltern hatten nie das Gefühl, in einem „Adults-Only-Restaurant“ zu tafeln. Ganz im Gegenteil. Kinder schienen im NEO sehr willkommen zu sein.
Über das gepflegte Sushi-Angebot des Hauses hatte ich im Vorfeld bereits einiges gehört und gelesen. Mein Bremer Gaumenfreund hatte sich vor ein paar Jahren im familiären Kreis über einen abwechslungsreichen Rohfischreigen hergemacht. Das schrie förmlich nach Nachahmung, zumal sein Report einen ordentlichen „Kessel Buntes“ aus Lachs, Thunfisch und Garnele versprach.
Seine Ausführungen über die beträchtliche Menge an bunten Fernköstlichkeiten auf der Mehrfamilienetagère ließen uns jedoch in weiser Voraussicht „nur“ die „Selection Family-Style“ für eine Person (59 Euro) als Vorspeise zum Teilen ordern. Wir wollten schließlich mit Trüffelpasta (Frau), Mangalica-Brust-Rippe (Mann) und gut gebutterten Nudeln (Kind) noch nachlegen.
Die dreistöckige Etagére sah nicht nur für einen asia-affinen Vorspeisler ziemlich attraktiv aus. Die ließ sich auch prima nach dem Sharing-Prinzip verputzen. Im Parterre tummelten sich Glasnudelsalat, Kimchi, Karottensalat auf asiatisch und eine im Pankomantel frittierte Großgarnele nebst Wakame-Hügel.
Darüber markierte eine in Tempurateig ausgebackene Futomaki-Rolle den knusprig gebackenen, aber leider latent übersoßten „Mittelstand“ der knusprigeren Art.
Gurken- und Avocado-Hosomaki sowie ein paar mit rohem Thunfisch ummantelte Inside-Outs
teilten sich zusammen mit einer Schale voll Ponzu-Vinaigrette, einem Klecks Wasabi und dem obligatorischen Gari den restlichen Platz auf der mittleren Ebene. Ganz oben führten drei akkurat drapierte Nigiri von Thunfisch und Lachs – eines davon mit Rote Bete gebeizt –
und ein paar großzügig geschnittene Scheiben Sashimi der gleichen Fischarten (Fjord-Lachs, Yellow-Fin-Tuna) ihr rohes Regiment.
Die auf der Karte angekündigte Thunfisch-Krokette fehlte genauso wie das Ceviche. Aber da variiert die Küche anscheinend gerne mal. Oder beweist – je nach Marktlage – Mut zur Lücke. Das störte uns nicht im Geringsten, denn die Qualität der hübsch präsentierten Kleinspeisen stimmte durchweg und auch von der Menge her passte es. Wir hatten ja noch ein paar Hauptgerichte zu wuppen.
Mit der Schwierigkeit, die unterschiedlich zubereiteten, kalten und warmen Preziosen punktgenau auf die Platte zu bringen, hat sich der große Gastrosoph aus dem hohen Norden schon kenntnisreich auseinandergesetzt. Da müssen die Abläufe in der Küche passen. Da ist neben der handwerklichen Präzision auch ein gutes Zeitmanagement gefragt.
Und das war hier auch im Großen und Ganzen der Fall. Texturelle Vielfalt traf auf geschmackliche Abwechslung. Die ganz rohen Sachen von der „Dachterrasse“ zählten dabei neben der Knuspergarnele zu unseren Favoriten. Das nicht besonders scharfe Kimchi erfreute meine Gattin,
während mir die schmackig angemachten Salate von Karotte und Glasnudel deutlich mehr zusagten.
Makellose Maki und saftige Inside-Outs komplettierten die familienfreundliche Auswahl an seriös zubereiteten Rohfischbarkeiten. Selbst die kleine Lady am Tisch naschte hin und wieder vom Sushi. Insofern alles richtig gemacht. Da fuhren wir gut gelaunt mit den Hauptspeisen fort.
Meine Gattin hatte sich für die Nudeln an Ricotta-Trüffelcrème mit Blattspinat, Frühlingslauch und Parmesan (32 Euro) aus dem überschaubaren Angebot an „Vegetaritäten“ entschieden. Nur das Töchterchen mochte es noch frugaler und akzeptierte zu ihrer „Kinder-Pasta“ lediglich ein wenig geschmolzene Butter (8 Euro).
Mir hatte die Lektüre der auf diversen Schiefertafeln angekreideten Empfehlungen das Wollschwein schmackhaft gemacht. Die angeblich 24 Stunden geschmorte Brustspitze (= Dicke Rippe) vom Mangalica-Schwein (38 Euro) kam zusammen mit Beluga-Linsen, grünen Tomaten und ein paar Exemplaren des Violetten Rötelritterlings, einem eher selten auf Speisekarten vertretenen Heilpilz, auf das Porzellan.
Das mit kräftiger Jus übergossene Rippenstück fiel zwar nicht ganz so saftig wie erwartet aus, aber seine angenehm mürbe Textur ließ keine Zweifel über ein langes Schmoren im Vorfeld aufkommen.
Ich fiel zwar nicht gleich vom kulinarischen Glauben, aber dafür das Fleisch vom Knochen ab.
Der geschmackliche Mehrwert des ritterlichen Rötlings hielt sich in Grenzen. Der nussig-würzige Leguminosenkaviar konnte aber gut mit der Sauce. Die Tomaten waren dankbare Opfer meiner diagnostizierten Rot-Grün-Schwäche.
Portionsmäßig ging des schweinerne Schmorstück absolut in Ordnung. Der letzte Gaumenkick blieb aber leider aus. Da hatte die mehrstöckige Asia-Kollektion aus dem Vorprogramm deutlich mehr Papillenreiz zu bieten gehabt – und die Erwartungen entsprechend hochgesteckt.
Auch meine Frau verfiel bei ihrer fast schon überparmesanierten Trüffel-Pasta nicht gerade in „Lobnudelei“.
Nun denn, es grünte der junge Spinat knollenpilzübernobelt über einem mit cremig-würziger Eigelb-Ricotta-Trüffelsauce verfeinerten Nudelteller. Für 32 Tacken hätte man ruhig ein wenig mehr frische „Tuberware“ darüber hobeln können. Sieht man im Périgord oder im Piemont wahrscheinlich genauso…
Sei es drum, wie man sich an den einfachsten Dingen…äh Nudeln des Abends erfreut, lehrte uns das Töchterlein, die ihre Butter-Pasta, wenn auch nicht komplett, so doch mit einem gewissen Genuss verspeiste. Kinderglück dank Teigwaren - eine bewährte Formel, die bei unserer Dreijährigen prinzipiell immer gut funktioniert.
Auf einen Nachtisch verzichteten wir in Anbetracht der Uhrzeit und der fortgeschrittenen Sättigung. Das heißt nicht ganz. An der obligatorischen Kugel Eis (4 Euro) für die Jüngste am Tisch kamen wir auch diesmal nicht vorbei.
Fazit:
Ein nicht ganz billiger, aber doch recht entspannter Abend bei einem weltoffen vorgetragenen Speisekonzept, dessen asiatische Stärken beim Sushi uns über kleinere Schwächen bei den Hauptgängen locker hinwegfuttern ließen. Der Service agierte flott und kinderfreundlich zugleich. Der Betrag des nicht mehr ganz so frischen GG-Gutscheins wurde anstandslos von der Rechnung genommen. Dadurch erholte sich das etwas „gebeutelte“ PLV an diesem Abend.
Wenn es dem Nachwuchs gefällt, sind ja für gewöhnlich auch die Eltern zufrieden. Dass sich dieses schick-designte Restaurant mit der Halle02 nebenan die Toiletten teilt, weckte Erinnerungen an den Februar 2019, als ich zusammen mit meiner Frau das VNV-Nation-Konzert besuchte. Lang ist es her. Und alles eben zu seiner Zeit…